29.05.2018
„Gerade in neue Medikamente, sogenannte Biologika, wurden große Hoffnungen gesteckt. Wir müssen jedoch klar sagen, dass sie keine Allheilmittel sind“, sagt Gastroenterologe Prof. Dr. Thomas Weinke bei einem Apotheker-Fortbildungskongress in Meran, Italien. Weinke ist Ärztlicher Direktor des Klinikums Ernst von Bergmann, Potsdam. Mittlerweile stehen zur Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) zahlreiche Substanzen zu Verfügung: Aminosalicylate wie Mesalazin, kortisonhaltige Präparate wie Prednisolon und Budesonid, andere Immunsuppressiva wie Azathioprin, Antibiotika und verschiedene Biologika.
„Bei den meisten Menschen bessern sich die Symptome durch Mesalazin oder Kortison bereits stark“, sagt Weinke. Doch gerade bei schlimmeren Verläufen stoßen diese Medikamente manchmal an ihre Grenzen. In diesen Fällen können Ärzte auf neue Substanzen zurückgreifen, zum Beispiel auf Biologika. Diese wirken gegen Entzündungen im Körper gezielter als traditionelle Medikamente. Bei Krankheitsbildern wie der Psoriasis zeigen sie sehr gute Erfolge, bei CED sieht die Lage jedoch etwas anders aus: „Biologika sind bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa keine Allheilmittel“, sagt Weinke. Studien hätten gezeigt, dass lediglich 35 Prozent der Patienten überhaupt auf diese Arzneimittel ansprechen. Bei weiteren 20 Prozent verlieren die Präparate nach zwölf Monaten an Wirksamkeit.
Die aktuell verfügbaren Biologika sind Infliximab, Adalimumab und bei Colitis ulcerosa Golimumab. Für Colitis ulcerosa steht mit dem Wirkstoff Vedolizumab mittlerweile ebenfalls ein monoklonaler Antikörper zur Verfügung, der noch gezielter wirkt. „Das Vedolizumab hilft Studien zufolge etwa jedem zweiten Patienten“, sagt Weinke. Bei mittleren und schweren Verläufen sei die Erfolgsrate noch besser. Ein weiteres Medikament, das in Studien bei etwa 60 Prozent der Patienten mit Colitis ulcerosa gute Erfolge zeigte, wird voraussichtlich Ende 2018 zugelassen: Tofacitinib. Für Patienten mit Morbus Crohn ist Ende 2016 das Medikament Ustekinumab zugelassen worden. „All diesen Medikamenten ist gemein: Sie wirken sehr gezielt, sind aber extrem teuer und haben zum Teil erhebliche Nebenwirkungen“, sagt Weinke. Deswegen seien sie nicht für jeden Patienten geeignet und kommen vor allem zum Einsatz, wenn herkömmliche Therapien versagen.
NK