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Depression: Ist die optimale Therapie Typsache?

Dr. Frank Schäfer  |  15.07.2024

Bei Depressionen dauert es oft sehr lang, die für Patienten individuell beste Therapie zu finden. Um die Suche zu beschleunigen, maßen Forschende aus den USA die Hirnaktivität von Patienten in der „Röhre“. Dadurch ergaben sich mehrere Patientengruppen, die charakteristisch auf Behandlungen ansprachen.

Arzt zeigt Patientin Bilder von MRT-Scans.
Bei Depressionen zeigt sich im MRT-Scan charakteristische Hirnaktivität, die es erlaubt, verschiedenen "Depressionstypen" zu unterscheiden.
© SeventyFour/iStockphoto

Anhand der Merkmale konnte die Forschungsgruppe die untersuchten Depressionspatienten in sechs Gruppen mit jeweils typischen Aktivitätsmustern im Gehirn einteilen. Bei 250 Patienten erfolgten dann Therapien mit einem von drei häufig gegen Depressionen eingesetzten Medikamenten oder einem verhaltenstherapeutischen Verfahren. Eine Patientengruppe zeigte beispielsweise eine erhöhte Aktivität in für geistige Leistungen wichtigen Hirnregionen. Diese Gruppe profitierte von einem der getesteten Arzneistoffe, dem Venlafaxin, mehr als andere Patienten. Bei einer anderen Patientengruppe waren drei für Depressionen und Problemlösungen wichtige Hirnregionen in Ruhe sehr aktiv. Diese Gruppe sprach im Vergleich besser auf die Verhaltenstherapie an.  

„Unseres Wissens ist dies das erste Mal, dass wir zeigen konnten, dass Depressionen durch verschiedene Störungen der Gehirnfunktion erklärt werden können“, so die Psychiaterin Prof. Leanne Williams, die Leiterin der Studie. „Im Grunde ist dies eine Demonstration eines personalisierten medizinischen Ansatzes für die psychische Gesundheit, der auf objektiven Messungen der Gehirnfunktion beruht.“

Die Forschungsarbeiten sollen nun noch mit mehr Teilnehmern durchgeführt werden, mehr Behandlungsverfahren umfassen und auch Arzneimittel einschließen, die man bisher nicht standardmäßig für die Behandlung von Depressionen nutzt. 

Behandlung könnte sich beschleunigen

Wenn sich die bisherigen Ergebnisse bestätigen, könnten sie eine Grundlage sein, die für Depressionspatienten oft zeitraubende und zermürbende Suche nach einer passenden Therapie zu beschleunigen und so auch den Behandlungserfolg zu steigern.  

Die Gruppe untersuchte die Hirnaktivität bei 801 Patienten mit Depressionen und damit verbundenen Angststörungen in den USA und Australien mittels eines speziellen MRT-Verfahrens. Als Kontrolle dienten ihnen 137 gesunde Personen. Besonders im Blick hatten sie Hirnareale, von denen bekannt ist, dass sie mit Depressionen in Verbindung stehen. Die Patienten wurden in Ruhe und bei der Lösung bestimmter geistig und emotional fordernder Aufgaben getestet. Zur Analyse der gewonnen MRT-Daten nutzten die Wissenschaftler ein spezielles KI-Verfahren.

Quelle: DOI 10.1038/s41591-024-03057-9

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