16.09.2019
Wechselwirkung Nummer 1: Alkohol
Alkohol ist Störfaktor Nummer Eins, wenn es um Wechselwirkungen mit Arzneimitteln geht. Vor allem bei Medikamenten wie Schlaf- und Beruhigungsmitteln, Antidepressiva oder anderen Psychopharmaka ist mit Problemen zu rechnen. Wie Alkohol haben auch diese Arzneimittel eine dämpfende Wirkung auf das zentrale Nervensystem, daher kann es zu einer gegenseitigen Verstärkung kommen - im Extremfall sogar bis zu einem Atem- oder Herzstillstand.
Alkohol verändert zudem den Stoffwechsel, sodass die in den Medikamenten enthaltenen Wirkstoffe langsamer abgebaut werden. Wirkungen und Nebenwirkungen können somit länger anhalten. Im schlimmsten Fall kann es dadurch zu Vergiftungen kommen. Nimmt der Patient Antibiotika wie Metronidazol ein, können schon geringe Alkoholmengen zu Übelkeit, einem roten Gesicht und Herzrasen führen, denn diese Medikamente verlangsamen den Abbau des Alkohols. Besondere Vorsicht ist bei der Einnahme von Paracetamol und Alkohol geboten. Der Alkohol verstärkt die leberschädigenden Wirkungen des Medikaments mit möglicherweise lebensbedrohlichen Folgen. Auch bei Kater-Kopfschmerzen ist Paracetamol daher keine gute Wahl.
Wechselwirkung Nummer 2: Kaffee, Tee und Cola
Koffein erhöht den Blutdruck. Diese Reaktion verstärkt sich, wenn bestimmte Antibiotika, insbesondere Gyrasehemmer wie z.B. Fluorchinolone, gleichzeitig eingenommen werden. Der Körper kann das Koffein dann schlechter abbauen. Als Folge können verstärkt Herzrasen und Schlafstörungen auftreten. Aus diesem Grund sollte auch auf andere Koffeinquellen wie Schwarz-, Grün- oder Matetee und Cola verzichtet werden.
Neben dem Koffein sind auch die Gerbstoffe in Tee und Kaffee problematisch, da die Gerbsäure die Aufnahme vieler Arzneistoffe ganz erheblich behindert. Beispielsweise wird Eisen fest gebunden. Das hat zur Folge, dass es verstärkt ausgeschieden wird, statt über die Darmwand in den Blutkreislauf zu gelangen. Die um zwei Stunden versetzte Einnahme löst das Problem. Werden Arzneimittel eingenommen, bei denen ein gleichmäßiger Blutspiegel elementar ist, wie bei Psychopharmaka und Antiasthmatika, sollten gerbstoffhaltige Getränke komplett gemieden werden.
Wechselwirkung Nummer 3: Milchprodukte
Viele Arzneimittel wirken in Verbindung mit Calcium deutlich schlechter, das zum Beispiel in Quark, Joghurt und Milch enthalten ist. Vor allem Antibiotika sind davon betroffen, denn die Wirksubstanz des Antibiotikums bindet sich im Darm an Calcium. Diese Verbindung kann nicht mehr vollständig aufgenommen werden, sodass zu viel Wirkstoff im Darm verbleibt und ausgeschieden wird. Besonders aufmerksam müssen Osteoporosepatienten sein, für sie ist eine reichliche Calciumzufuhr notwendig.
An den Tagen, an denen gegen die Osteoporose Bisphosphonate eingenommen werden, muss jedoch konsequent mindestens eine Stunde vor und mindestens zwei Stunden nach der Mahlzeit auf die Einnahme von Calcium-haltigen Produkten verzichtet werden. Der Körper kann die Wirkstoffe sonst nicht verwerten. Auch einige Medikamente gegen Parkinson dürfen nicht mit eiweißhaltigen Nahrungsmitteln kombiniert werden.
Wechselwirkung Nummer 4: Grapefruit
Die Grapefruit hat es in sich: Bereits vier Stunden nach dem Konsum der Frucht oder einem Saft verhält sich der Stoffwechsel in Hinblick auf die Wirkung vieler Arzneimittel fast unkalkulierbar. Dieser Effekt bleibt auch über viele Stunden bestehen, sodass eine zeitversetzte Einnahme alleine nicht ausreicht. Daher gilt: Grapefruit sollte bei der Einnahme von Arzneimitteln besser komplett gemieden werden. Insbesondere bei Arzneimittel gegen Erektionsstörungen mit dem Wirkstoff Sildenafil, einigen Cholesterinsenkern, die den Wirkstoff Simvastatin enthalten, Zolpidem-haltige Schlafmitteln oder Blutdruckmitteln mit Amlodipin und Verapamil ist große Vorsicht geboten.
Wechselwirkung Nummer 5: Lakritz
Bluthochdruckpatienten müssen bei größeren Mengen Lakritz aufpassen. Die Süßigkeit kann zu einer Veränderung des Mineralstoffwechsels mit Natriumanreicherungen und Kaliumverlusten führen. Die Folge: Ödeme, also Wassereinlagerungen im Gewebe und Muskelschwäche. Neben Patienten mit Bluthochdruck sollten auch Herz-Kreislauf-Patienten, Diabetiker und Schwangere möglichst auf Lakritz verzichten.
Wechselwirkung Nummer 6: Mineralwasser
Einige Patienten kaufen extra mit Calcium und Eisen angereichertes Mineralwasser, um sich etwas Gutes zu tun. Doch viele Arzneimittel reagieren auf diese Mineralstoffe mit Wirkungsminderung. So kann zum Beispiel die Wirksamkeit von Osteoporosemitteln und Schilddrüsenpräparaten beeinträchtigt werden. Arzneimittel nimmt man daher am besten mit Leitungswasser ein. Liegen zwischen der Einnahme von Arzneimitteln und Mineralstoffen mindestens zwei Stunden, sind Patienten mit Blick auf die Wirksamkeit ihres Medikamentes auf der sicheren Seite.
Wechselwirkung Nummer 7: Salat
Vitamin K benötigt der Körper für die Blutgerinnung. Diese Eigenschaft machen sich Medikamente zunutze: Die sogenannten Vitamin-K-Antagonisten blockieren die Wirkung des Vitamin K und reduzieren auf diese Weise die Blutgerinnung. Sie werden eingesetzt, um das Risiko eines Blutgerinnsels zu mindern und einem Schlaganfall vorzubeugen. Patienten, die blutgerinnende Medikamente einnehmen, sollten deshalb auf ihre Ernährung achten: Vitamin-K-reiche Lebensmittel wie Salat, Spinat, Grünkohl oder Rosenkohl, setzen die Wirkung dieser Arzneimittel herab und werden am besten nur in Maßen verzehrt.
AK Niedersachsen/NK