Natascha Koch
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08.12.2021
Der Verkauf von Raketen und Böllern ist auch in diesem Jahr verboten. Ziel ist es, Verletzungen zu vermeiden und Krankenhäuser, wegen der Corona-Pandemie zu entlasten. Dass diese Maßnahme funktioniert, zeigen Zahlen aus dem letzten Jahr.
Feuerwerk zu Silvester ist sicher schön anzusehen, für die Umwelt und Wild- und Haustiere jedoch sehr problematisch. Zudem kommt es immer wieder zu schweren Verletzungen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) begrüßt daher das neuerliche Verkaufsverbot für Pyrotechnik zu Silvester. Wie eine Umfrage der DOG an 75 deutschen Kliniken zeigt, reduzierte das Verkaufsverbot im vergangenen Jahr die Zahl der Augenverletzungen im Vergleich zu den Vorjahren um mehr als 80 Prozent. Um schwere, langfristige Schäden durch Raketen, Böller und Co über die Zeit der Pandemie hinaus zu vermeiden, plädieren die Augenärzte dafür, privates künftig durch gemeinschaftliches, professionell organisiertes Feuerwerk zu ersetzen.
Oft werden Unbeteiligte und Kinder verletzt
Um die Zahl der Augenverletzungen durch Feuerwerkskörper zu erfassen, führt die DOG eine solche Umfrage seit 2016 durch. Dabei zählten die ie Augenkliniken zum Jahreswechsel durchschnittlich 500 Fälle von Augenverletzungen. Ein Viertel der Betroffenen erlitt so schwere Schäden, dass eine stationäre Behandlung erforderlich wurde. „Unbeteiligte, Kinder und Jugendliche traf es stets besonders häufig“, ergänzt Dr. med. Ameli Gabel-Pfisterer von der Klinik für Augenheilkunde am Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam. So zündete mehr als die Hälfte der Verletzten den Feuerwerkskörper nicht selbst, und der Anteil der Minderjährigen betrug bis zu 40 Prozent – obwohl sie nur 17 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. „Tragischerweise ist bei 40 Prozent der Verletzten ein dauerhafter Sehverlust zu erwarten“, sagt Gabel-Pfisterer.
Im vergangenen Winter aber änderte sich die Situation grundlegend. Mit dem Verkaufsverbot für Feuerwerkskörper zum Jahreswechsel 2020/21 sank die Zahl der Verletzten drastisch ab: von üblicherweise 500 auf 79 Personen zum Jahreswechsel 2020/2021. „Wir stellen fest: Verkaufsverbot und Versammlungsbeschränkungen hatten eindeutig einen Schutzeffekt“, resümiert Professor Dr. med. Hansjürgen Agostini von der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg. Der Effekt entspricht internationalen Studien, wonach in Ländern oder Regionen mit Verbot von privatem Feuerwerk die Inzidenz von Augenverletzungen durch Pyrotechnik um 87 Prozent sinkt.