23.05.2014
Gegen die Gefahr, dass Bakterien aus dem Darm in den Körperkreislauf gelangen, ist der menschliche Körper mehrfach gesichert. Eine letzte und wichtige Instanz in diesem System ist offenbar die Leber, wie Forscher aus der Schweiz, Italien und Belgien jetzt herausgefunden haben.
Damit die Darmbakterien dort bleiben, wo sie sind, gibt es verschiedene Barrieren, die verhindern, dass Mikroorganismen in den Blutkreislauf gelangen können. Dies wird zum einen durch den speziellen Aufbau des Darms gewährleistet, der mit einer dichten Zellschicht ausgekleidet und von einer dicken Schleimschicht überzogen ist. Allerdings genüge bereits ein Fondue-Abend mit reichlich Kirschwasser, um Schleimschicht und Epithelzellen im Darm zu beschädigen, so die Forscher. Deshalb gibt es weitere Schutzmechanismen – weiße Blutkörperchen in der Darmschleimhaut, die Bakterien abtöten, und Lymphknoten im Darm als Filterstation. Eine zusätzliche Barriere ist offensichtlich die Leber, die damit zum Darm-Abwehrsystem gehört, wie die Forscher jetzt anhand von Labormäusen und bei Untersuchungen von Leberkranken feststellten.
Ausgangspunkt für ihre Vermutung war, dass Patienten mit Leberkrankheiten häufig an Infektionen mit Keimen erkranken, die normalerweise im Darm vorkommen. Ein Umstand, der sich durch die aktuellen Studienergebnisse erklären ließe. Demnach ist die Leber eine Art Filter, mit deren Hilfe Bakterien, denen es gelungen ist, in den Blutkreislauf einzudringen, eliminiert werden. „Sie ist eine Art Firewall für den Fall, dass die anderen Barrieren nicht ausreichen“, erklärt Studienleiter Andrew Macpherson von der Universität Bern. Funktioniert die Leber nicht mehr richtig, können die Darmbakterien nicht mehr effizient aus dem Blut gefiltert werden. In diesem Fall beginnt das Immunsystem damit, spezielle Antikörper gegen diese Bakterien zu produzieren. Und genau das konnten die Forscher bei Patienten mit einem breiten Spektrum an Lebererkrankungen nachweisen. Die abnormalen Immunreaktionen gegen Darmbakterien seien ein Zeichen dafür, dass die „Firewall“ bei Lebererkrankungen defekt sei und erste Systemfehler aufträten, so die Forscher. Ihre Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Science Translational Medicine nachzulesen.
HH