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27.06.2023
Hepatitis D ist eine bislang unheilbare, besonders aggressive Form der Leberentzündung, verursacht durch Viren. Bald könnte die Krankheit mit einem Medikament behandelbar sein, berichten Wissenschaftler: Die Ergebnisse einer klinischen Studie der Phase 3 zeigen, dass durch eine Therapie mit dem Wirkstoff Bulevirtid die Menge an Viruserbgut im Blut und in der Leber deutlich sank. „Zudem konnten wir feststellen, dass sich auch die Leberwerte in den meisten Fällen deutlich verbessert haben“, sagte Prof. Dr. Markus Cornberg von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Die Studienergebnisse sind in der Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ erschienen.
In der Studie waren 150 Patienten 48 Wochen lang mit dem Wirkstoff behandelt worden. Die Studie läuft weiter, um den Verlauf zu verfolgen. Klinikdirektor Prof. Dr. Heiner Wedemeyer ist zuversichtlich: „Das Medikament hat kaum Nebenwirkungen und ist insgesamt sehr gut verträglich. Bulevirtid ist ein echter Gamechanger. Wir rechnen nun damit, dass zeitnah eine Vollzulassung durch die europäische Arzneimittelbehörde erfolgt. Wir können endlich allen behandelnden Ärztinnen und Ärzten ein scharfes Schwert gegen Hepatitis D in die Hand geben.“ Zuvor war das Medikament aufgrund positiver Ergebnisse in einer früheren Studie von der Europäischen ArzneimittelbehördeEMA vorläufig zugelassen worden.
Hepatitis-D-Viren sind für ihre Vermehrung auf Hepatitis-B-Viren angewiesen und treten deshalb immer gemeinsam mit ihnen auf. Das hat gravierende Folgen, denn Hepatitis D beschleunigt den Krankheitsverlauf, der bei vielen Betroffenen schnell in eine Leberzirrhose mit Vernarbungen der Leber oder Leberkrebs mündet und eine Transplantation erforderlich macht.
Bulevirtid hindert Hepatitis-D-Viren daran, in die Leberzelle einzudringen. Auch bei einer bereits bestehenden Infektion ist das Medikament wirksam: Es schützt neu gebildete Leberzellen vor der Infektion, während bereits befallene Zellen vom Immunsystem angegriffen und beseitigt werden. Auf diese Weise kann sich das Virus nicht weiter vermehren.
Quelle: DOI 10.1056/NEJMoa2213429