28.04.2016
Menschen, die mehr Freunde besitzen, haben offenbar ein natürliches Schutzschild gegen Schmerzen. Wie britische Forscher in der online Fachzeitschrift Scientific Reports berichten, vergrößerte sich mit dem Freundeskreis auch die Schmerztoleranz. Verantwortlich dafür scheinen körpereigene Morphine zu sein.
Die Stoffe, um die es sich handelt, sind schmerzlindernde Endorphine, die der Körper selbst produziert. Sie werden im Gehirn freigesetzt und sind Teil der Schaltkreise, die Schmerz- und Glücksempfinden regulieren, erläutert Psychologin Katerina Johnson von der Oxford University. In früheren Studien habe sich angedeutet, dass Endorphine sowohl bei Menschen als auch bei Tieren soziale Bindungen fördern können. Es gebe eine Theorie, nach der soziale Interaktionen positive Gefühle erzeugen, indem Endorphine an Opioid-Rezeptoren im Gehirn binden. Dies sei der Grund, warum wir uns wohl fühlen, wenn wir unsere Freunde sehen, verdeutlicht Johnson. Demnach könnten Unterscheide in unserer Neurobiologie einer der Faktoren sein, die erklären helfen, warum manche Menschen größere soziale Netzwerke haben als andere.
Um diese Theorie zu testen, machte sich die Wissenschaftlerin gemeinsam mit Kollegen den stark schmerzlindernden Effekt von Endorphinen zunutze. Sollte die Theorie stimmen, müssten Menschen mit einem größeren Freundeskreis eine höhere Schmerztoleranz haben. Und genau das zeigte sich in den Experimenten. Demnach können Freundschaften Schmerzen in der Tat lindern, so das Fazit der Forscher. „Die Ergebnisse sind auch deshalb so interessant, weil jüngste Studien darauf hindeuten, dass das Endorphin-System bei psychischen Krankheiten wie Depressionen gestört sein könnte“, sagt Johnson. Dies könnte zum Teil erklären, warum Menschen mit einer Depression oft weniger glücklich seien und sich aus ihrem sozialen Umfeld zurückziehen.
HH