Verletzte Fische sondern einen Warnstoff ab, der den Rest des Schwarms zur Flucht treibt. Wissenschaftler der Duke/National University of Singapore Graduate Medical School in Singapur haben nun herausgefunden, dass diese auch "Schreckstoff" genannte Substanz eigentlich aus Zucker besteht. Im Hirn von Fischen löst der süße Stoff Angst aus.
Der Stoff, um den es geht, nennt sich Chondroitinsulfat. Chondroitinsulfat wird von den Knorpelzellen gebildet und dient dem Knorpelaufbau. Daher wird das Zuckermolekül auch bei Gelenkserkrankungen als Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt. Bei Fischen hat der Stoff jedoch eine ganz andere Wirkung: In der Haut der Fische findet sich Chondroitinsulfat in rauen Mengen. Wird der Fisch verletzt, wird das Chondroitinsulfat wahrscheinlich durch Enzyme abgebaut. Die frei werdenden Teile des Zuckers versetzen die anderen Mitglieder des Fischschwarms in Alarmbereitschaft.
Die Studie zeigte nun, dass die Zuckerfragmente eine bestimmte Region im Hirn von Zebrafischen erreichen müssen, den sogenannten olfaktorischen Bulbus, der für die Verarbeitung von Gerüchen verantwortlich ist. Hier finden sich spezialisierte Nervenzellen, die auf die Zuckerfragmente aus dem Chondroitinsulfat reagieren und direkt mit höheren Hirnregionen verschaltet sind. So lösen sie den Fluchtreflex aus.
Noch bleiben für die Wissenschaftler einige Fragen offen: aus Experimenten ist bekannt, dass Fische auf Verletzungen nah verwandter Fischarten intensiver reagieren als wenn sich eine weit entfernte Fischart verletzt. Daher vermuten sie, dass es Chondroitin-Fragmente in unterschiedlichen "Geschmacks- oder Geruchsrichtungen" gibt.
KK