08.09.2014
Morgens auf einem Türgriff, mittags im ganzen Haus: Wie schnell sich Viren verbreiten können, hat der US-Mikrobiologe Charles Gerba von der University of Arizona anhand wirklichkeitsnaher Beispiele wie Hotels oder Bürogebäude erforscht. Die Ergebnisse sind eher unappetitlich.
Schon die Verunreinigung eines einzigen Türgriffs oder einer Tischoberfläche in einem Gebäude führt dazu, dass sich Viren in Windeseile ausbreiten können. Das erklärte Gerba auf einer Mikrobiologen-Konferenz in den USA. Nach nur zwei bis vier Stunden konnte sein Team die Viren, die zu Beginn des Tages auf einen Türgriff oder einer Tischoberfläche in einem Bürogebäude, einem Konferenzraum oder einer medizinischen Einrichtung aufgebracht worden waren, auf 40 bis 60 Prozent der untersuchten Oberflächen nachweisen. Unter die Lupe genommen hatten die Forscher 60 bis 100 Oberflächen in dem jeweiligen Gebäude, die sich als Keimträger eignen können, darunter Lichtschalter, Bettschienen, Tisch- und Arbeitsplatten, die Griffe von Kaffeekannen, Wascharmaturen oder Telefone.
Um die Ausbreitung der Viren einzudämmen, empfehlen die Forscher sogenannte quartäre Ammoniumverbindungen. Dabei handelt es sich um desinfizierende Stoffe, die Erreger wie Noro- oder Grippeviren abtöten. Damit und mit einer entsprechenden Handhygiene lasse sich die Verbreitung der Viren um 80 bis 99 Prozent eindämmen, berichtete Gerba auf der Konferenz. Kritiker warnen allerdings, dass durch den Gebrauch desinfizierender Reinigungsmittel die Entstehung von resistenten Keimen gefördert wird. Für ihre Studie hatten die Forscher spezielle Bakteriophagen verwendet, das sind Viren, die in ihrer Größe, Form und Resistenz gegenüber Desinfektionsmitteln Noroviren ähnelten, jedoch keine Menschen infizieren. Noroviren zählen zu den Hauptverursachern von Magen-Darm-Infektionen.
HH