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PIMS bei Kindern: Auslöser der gefährlichen Corona-Folge gefunden?

PZ/RF  |  19.03.2025 12:08 Uhr

Kinder können in Folge einer Infektion mit Corona in seltenen Fällen schwere Entzündungsschocks entwickeln. Lange war die Ursache für dieses Syndrom, PIMS genannt, unklar. Jetzt berichten Forschende aus Berlin, dass das Epstein-Barr-Virus dahinterstecken könnte.

Kind im Krankenhausbett
In seltenen Fällen kommt es Wochen bei Kindern Wochen nach einer Corona-Infektion zu schweren Entzündungen im ganzen Körper.
© monkeybusinessimages/iStockphoto

Corona-Infektionen verlaufen bei Kindern meist mild, doch in seltenen Fällen kommt es Wochen später zu schweren Entzündungen im ganzen Körper. Dieses sogenannte PIMS (Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome) kann Organe angreifen und zu hohem Fieber, Hautausschlägen und Herzproblemen führen. 

Besonders tückisch: PIMS kann auch auftreten, wenn die Corona-Infektion harmlos oder symptomfrei war. Oft müssen betroffene Kinder im Krankenhaus behandelt werden, manche sogar auf der Intensivstation.

Neue Studie: Epstein-Barr-Virus als möglicher Auslöser

Warum kommt es zu dieser heftigen Reaktion? Forschende der Charité Berlin und des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums (DRFZ) haben eine mögliche Ursache gefunden: das Epstein-Barr-Virus (EBV). Laut ihrer Studie im Fachjournal Nature könnte eine Reaktivierung dieses Virus das Immunsystem aus dem Gleichgewicht bringen.

Fast 90 % aller Menschen tragen EBV, meist seit der Kindheit. Normalerweise bleibt es inaktiv, kann aber in bestimmten Situationen wieder aktiv werden – etwa wenn das Immunsystem geschwächt ist. Die neue Studie zeigt: Bei Kindern mit PIMS flammt EBV oft wieder auf.

„Vereinfacht gesagt erwacht das Virus aus seinem Ruhezustand, weil das Immunsystem der Kinder durch die Corona-Infektion durcheinandergerät und die ruhende Infektion nicht mehr in Schach halten kann“, sagt Professor Dr. Tilmann Kallinich von der Klinik für Pädiatrie der Charité, einer der beiden leitenden Autoren der Studie.

Warum EBV wieder aktiv wird

Der Grund scheint ein Botenstoff zu sein, der nach einer Corona-Infektion in großen Mengen im Körper produziert wird. Eigentlich soll dieser TGFβ genannte Stoff Entzündungen bremsen, doch in diesem Fall schwächt er das Immunsystem so stark, dass EBV sich wieder vermehren kann. Dadurch entsteht eine gefährliche Spirale: Das Immunsystem bekämpft das Virus, schafft es aber nicht, es zu kontrollieren. Das kann zu einer überschießenden Entzündungsreaktion führen, die Organe angreift.

Neue Therapieansätze in Sicht

Bisher wird PIMS mit Entzündungshemmern wie Kortison und Immunglobulinen behandelt. Die Forschenden vermuten, dass auch eine Blockade von TGFβ helfen könnte. Das könnte nicht nur für PIMS-Patienten, sondern auch für Menschen mit Long Covid oder schweren Corona-Verläufen nützlich sein, da auch hier oft eine EBV-Reaktivierung auftritt.

EBV wird nicht nur mit PIMS in Verbindung gebracht, sondern auch mit Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose, Lupus und Typ-1-Diabetes. Zudem kann eine EBV-Reaktivierung das Risiko für bestimmte Krebsarten wie das Hodgkin-Lymphom erhöhen.

Quelle: DOI 10.1038/s41586-025-08697-6

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