07.11.2014
Den Forschern um Olaf Blanke von der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne gelang es, bei Testpersonen im Labor eine Geister-Illusion hervorzurufen. Hierzu steuerten die Teilnehmer mit verbundenen Augen vor ihrem Körper einen Hebel vor und zurück. Ein Roboterarm hinter den Testpersonen imitierte die Bewegung und tippte den Teilnehmern dabei auf den Rücken. Geschah dies zeitgleich, konnte das Gehirn problemlos zuordnen, woher das Tippen kam. Führte der Roboterarm die Bewegung jedoch mit einer zeitlichen Verzögerung aus, entstand bei den Testpersonen der Eindruck einer fremden Präsenz. Nach drei Minuten hatten mehrere Testpersonen das Gefühl, dass mindestens ein, wenn nicht gar mehrere Geister anwesend seien. „Für manche war dieses Gefühl so unangenehm, dass sie das Experiment abbrachen“, sagt Studienleiter Giulio Rognini.
Die Geister-Illusion entstehe durch die widersprüchlichen Signale, die an Gehirnbereiche gesendet werde, die unter anderem für die Selbstwahrnehmung eine wichtige Rolle spielen, erläutern die Forscher im Fachblatt Current Biology. In ihrem Experiment war das Gehirn nicht mehr in der Lage, die Signale dem eigenen Körper zuzuordnen. Stattdessen interpretierte es sie so, als stammten sie von jemand anderem. Auf diese Weise ließen sich Fälle erklären, bei denen Menschen von der Gegenwart einer fremden, unsichtbaren Präsenz überzeugt sind. Dies kann bei neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen vorkommen, zum Beispiel bei Schizophrenie, aber auch bei gesunden Menschen, die eine Grenzerfahrung durchleben, etwa beim Bergsteigen oder durch den Verlust eines geliebten Menschen. Zwar halte ihre Studie wohl niemanden davon ab, an Geister zu glauben, so die Forscher. Doch aus wissenschaftlicher Sicht liefere sie einen Beweis dafür, dass Geister wohl doch nur im Kopf existieren.
HH