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01.06.2023
Da viele Menschen vor der Darmkrebs-Diagnose an Körpergewicht verlieren, wurde bisher unterschätzt, wie stark Übergewicht zum Krebsrisiko beiträgt. In einer Studie wurde eindrücklich gezeigt, dass das Risiko für adipöse Menschen etwa doppelt so hoch ist wie bei Normalgewichtigen. Außerdem kann unbeabsichtigtes Abnehmen ein früher Hinweis auf Darmkrebs sein.
Es ist bekannt, dass Übergewicht ein Risikofaktor für Darmkrebs ist. In den Jahren vor der Diagnose verlieren aber viele Menschen oft unbeabsichtigt an Körpergewicht, so dass dieser Zusammenhang bisher unterschätzt wurde. Eine Analyse der Daten von knapp 12.000 Personen, von denen auch das Gewicht zu vorherigen runden Geburtstagen bekannt war, zeigte nun: stark übergewichtige Menschen, die acht bis zehn Jahre vor der Krebsdiagnose einen BMI von mindestens 30 hatten (Adipositas), erkrankten doppelt so häufig wie Personen mit Normalgewicht. „Hätten wir […] nur auf das bei Studieneintritt gemessene Gewicht geschaut, so hätten wir den Zusammenhang zwischen Übergewicht und erhöhtem Darmkrebsrisiko völlig übersehen“, sagte Marko Mandic, Doktorand am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Zum Zeitpunkt der Diagnose waren nämlich 62 Prozent der Krebspatienten und 66 Prozent der Kontrollpersonen adipös.
Bei der Auswertung wurde auch deutlich, dass sehr viele Menschen vor der Darmkrebsdiagnose deutlich abgenommen hatten: Bei ihnen kam es 7,5-mal häufiger zu einem unbeabsichtigten Gewichtsverlust von zwei oder mehr Kilogramm. Hermann Brenner, Epidemiologe und Präventionsexperte am DKFZ, erklärte: „In diesem Zeitraum ist der Krebs schon da, aber noch nicht durch Symptome aufgefallen. […] Unbeabsichtigter Gewichtsverlust könnte auch ein früher Hinweis auf andere Krebsarten oder andere Erkrankungen sein und sollte sorgfältig abgeklärt werden.“
Quelle: DOI 10.1001/jamanetworkopen.2023.9556