03.06.2015
Bei einem leicht verklärenden Rückblick auf die Fußball-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr könnte man meinen, dass sich die Stimmung der deutschen Fans in dieser Zeit auf einem Allzeithoch befand. Doch eine Studie der Universität Konstanz zeigt, dass gute Fußballergebnisse das Wohlbefinden offenbar nur für kurze Zeit anheben.
Bei einer Befragung von Zuschauern während der FIFA Weltmeisterschaft 2014 zeichnete sich ab, dass gute Ergebnisse der deutschen Nationalmannschaft in der Gruppenphase das Wohlbefinden von Zuschauern zwar kurzfristig ansteigen ließen, jedoch keinen nachhaltigen Effekt hatten. Die Studienteilnehmer waren mit Hilfe einer extra entwickelten Smartphone-App dreimal am Tag zu ihrer Gefühlslage befragt worden. Es zeigte sich, dass das Wohlbefinden bei den Zuschauern der Weltmeisterschaft, sofern sie das deutsche Nationalteam unterstützten, höher war, als bei Teilnehmern, die die Spiele nicht angesehen hatten. Der Effekt verstärkte sich bei Spielen, die Deutschland mit höherer Tordifferenz gewann, wie die Forscher um Dr. Stefan Stieger von der Universität Konstanz in der Fachzeitschrift Frontiers in Psychology berichten.
Allerdings hielt der Anstieg des Wohlbefindens den Psychologen zufolge nur für 100 bis 150 Minuten nach dem Spiel an. Schon am Morgen nach dem 4:0-Sieg von Deutschland gegen Portugal hatte sich das zunächst markant gesteigerte Wohlbefinden schon wieder um 23 Prozent reduziert und war damit gleich hoch wie an Tagen ohne Fußballspiele. Die Wissenschaftler betonen, dass es durch die speziell von ihnen entwickelte Applikation möglich gewesen sei, die Zuschauer direkt zu speziellen Zeitpunkten zu befragen. Dadurch konnten sie sicherzustellen, dass der atmosphärische Effekt eines gewonnenen oder verlorenen Spiels im Rückblick nicht über- oder unterschätzt wurde.
HH