21.12.2017
Bei Frauen über 65 Jahre dauert es am längsten, bis sie nach Auftreten der ersten Anzeichen eines Herzinfarkts in die Notaufnahme im Krankenhaus gelangen. Dadurch geht wertvolle Zeit zur Behandlung der verschlossenen Blutgefäße verloren. Das ergab eine Studie des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) in Kooperation mit dem Helmholtz Zentrum München und der Technischen Universität München.
Bei älteren Frauen vergehen durchschnittlich über viereinhalb Stunden, bis sie nach den ersten Herzinfarkt-Symptomen in der Notaufnahme sind. Bei Frauen unter 65 Jahre sind es hingegen knapp zweieinhalb Stunden. Auch junge und alte Männer stehen besser da: Bei über 65-jährigen Männern dauert es über dreieinhalb Stunden gegenüber gut drei Stunden bei jungen Männern, bis sie im Krankenhaus untersucht werden. Das zeigt die Studie mit Daten von 619 Patienten aus der sogenannten MEDEA-Studie, die die Fachzeitschrift American Journal of Cardiology veröffentlicht hat. Die allgemeine Annahme, dass bei einem Herzinfarkt das typische Symptom Brustschmerz nur bei Frauen häufig fehlt und der Herzinfarkt deshalb zu spät erkannt wird, konnten die Wissenschaftler nicht bestätigen.
Studienautor Professor Dr. Karl-Heinz Ladwig von der TU München und seine Kollegen sehen die Gründe für die langen Entscheidungszeiten im psychologischen Bereich, unter anderem in einer Bescheidenheit, die in diesem Fall völlig unangebracht ist: „Das wird schon wieder besser, da muss ich doch jetzt nicht den Notarzt rufen. Was sollen die Nachbarn denken, wenn der Krankenwagen vorfährt und dann doch nichts war?“ Solche Gedanken sind wohl gerade bei älteren Frauen häufig und führen zu den gefährlichen Verzögerungen. Sie planen bereits eine Anschlussstudie, die dem genauer auf den Grund gehen soll.
DZHK/RF