25.07.2017
HIV-Patienten, die keine Tabletten einnehmen wollen, können zukünftig womöglich auf Injektionen im Vier- oder Acht-Wochen-Rhythmus ausweichen. Eine lang wirksame Injektionslösung mit den Wirkstoffen Cabotegravir und Rilpivirin ist jetzt erfolgreich in einer Phase-II-Studie getestet worden. Im direkten Vergleich unterdrückten die Injektionen die HI-Viren sogar besser als die gängige Tabletteneinnahme, wie ein Forscherteam im Fachjournal „The Lancet“ schreibt.
Nach einer HIV-Infektion müssen Patienten für den Rest ihres Lebens eine antiretrovirale Therapie (ART) erhalten, um die Virusvermehrung zu stoppen und einen Ausbruch der Immunschwächekrankheit Aids zu verhindern. Anders als in den Anfangszeiten der ART, als Betroffene täglich sehr viele Tabletten schluckten, müssen HIV-Infizierte mittlerweile täglich nur noch eine einzige Tablette einnehmen. Eine Alternative dazu könnte bald eine Spritze sein, die in größeren Abständen erfolgt.
Für die Studie wurden 309 HIV-Infizierte zunächst über 20 Wochen mit Tabletten behandelt, die die Wirkstoffe Cabotegravir, Abacavir und Lamivudin enthielten, um die Virusvermehrung zu stoppen. Anschließend erhielt ein Teil die neue Cabotegravir-Rilpivirin-Spritze entweder im Vier- oder Acht-Wochen-Rhythmus, eine andere Gruppe erhielt weiter die orale Cabotegravir-Abacavir-Lamivudin-Kombination. Die orale Therapie mit Tabletten konnte 32 Wochen später bei 91 Prozent der Teilnehmer die Virusvermehrung stoppen, bei der Behandlung mit der Monatsspritze galt das für 94 Prozent und mit der Zweimonatsspritze für 95 Prozent. Auch eine Auswertung nach 96 Wochen zeigte einen Vorteil für die Spritze mit 87 Prozent (Vier-Wochen-Abstand) beziehungsweise 94 Prozent (Acht-Wochen-Abstand) gegenüber 84 Prozent (orale Therapie).
Schmerzen an der Injektionsstelle waren mit 97 Prozent in der Vier-Wochen-Gruppe und 96 Prozent in der Acht-Wochen-Gruppe die häufigste Nebenwirkung; sie waren meistens mild bis moderat ausgeprägt und nach drei Tagen wieder verschwunden. Bei allen Studienteilnehmern kam es zu Erkrankungen der oberen Atemwege, Durchfall und Kopfschmerzen. Die Wirksamkeit und Sicherheit des neuen Medikaments werden in laufenden Phase-III-Studien weiter untersucht.
am/<link www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ/NK