"Das Phänomen des Hortensien-Klaus kennen wir seit mindestens zehn Jahren", sagte Erster Kriminalhauptkommissar Frank Federau, Leiter der Pressestelle des Landeskriminalamts (LKA) Niedersachsen, gegenüber der Fachzeitschrift für Apotheker, der Pharmazeutischen Zeitung. "Meistens steigt die Zahl der Anzeigen im Frühjahr." Denn mit den ersten Sonnenstrahlen treiben die von weiß über lila bis blau blühenden Hydrangea-Arten aus und bilden die Blütenansätze für das Folgejahr. Gleichzeitig ist von Februar bis Mai Hauptblütezeit der Gartenhortensie.
Die Drogen-Szene gelte als sehr experimentierfreudig, zumal der Konsum von Hortensien und ihrer Inhaltsstoffe legal ist - ihr Diebstahl dagegen nicht. Das LKA geht von Einzeltätern aus, vermutlich Jugendliche und junge Erwachsene. Ein Handel mit getrockneten Hortensien sei dem LKA bislang nicht bekannt.
Ob das Rauchen getrockneter Hortensien eine ähnlich berauschende Wirkung hat wie Cannabis, bezweifeln Wissenschaftler. Bislang sei noch kein Inhaltsstoff bekannt, der auf das Gehirn wirken könne, heißt es beim Giftinformationszentrum Nord in Göttingen. Auch Vergiftungsfälle nach absichtlicher Inhalation würden selten gemeldet. Experten warnen vor einer Blausäure-Vergiftung, die beim Rauchen von Hortensien-Teilen auftreten könne. Medizinisch ernsthafte Fälle seien jedoch noch nicht beschrieben worden. Daneben enthalten Hortensien unter anderem krebserregende und blutverdünnende Substanzen.
Jutta Petersen-Lehmann