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30.03.2023
Bei Operationen wird peinlichst auf Sauberkeit und Hygiene geachtet, damit es nicht zu Infektionen kommt, die den Heilungsprozess gefährden. Entgegen der Erwartungen stammen die Bakterien bei solchen Begleitinfektionen aber nicht unbedingt aus der Umgebung, sondern häufig aus dem Darm der Operierten.
Durch eine Analyse der Mikroorganismen, die bei fast 4.000 Personen nach größeren OPs Begleitinfektionen verursacht haben, konnten Forschende der Max-Planck-Forschungsgruppe für Systemimmunologie in Würzburg und der Universitätsklinik Bern zeigen, dass die Bakterien meist aus dem Darm der Operierten stammten.
Nach der Operation schafften die Erreger es, die Darmbarriere zu überwinden und sich über das Blut im Körper auszubreiten. Auf diese Weise kam es besonders nach Eingriffen an der Leber, der Bauchspeicheldrüse, den Gallenwegen sowie am Dünn- und Dickdarm zu Komplikationen.
Bei Gesunden halten spezielle Immunzellen (Innate Lymphoid Cells, ILCs) in der Leber Wache, damit sich Bakterien nach einer Operation nicht im Organismus ausbreiten. Wenn sie auf Darmbakterien treffen, setzen sie Botenstoffe frei, die das Immunsystem regulieren. „Damit kontrollieren in der Leber ansässige angeborene lymphatische Zellen die systemische Ausbreitung von Darmbakterien und bekämpfen wirksam Begleitinfektionen nach Operationen“, sagte Mercedes Gomez de Agüero.
Momentan ist das Forschungsteam der Frage auf der Spur, wie es den Darmbakterien gelingt, diesen Mechanismus zu unterwandern. Eine Stärkung der Abwehr könnte – neben Antibiotika – eine Möglichkeit darstellen, solchen Infektionen vorzubeugen.
Quelle: DOI 10.1016/j.celrep.2023.112269