ArzneimittelGesundheit

Insulin auch ohne Kühlung sechs Monate stabil

NAS  |  08.11.2023

Insulin ist offenbar weniger temperaturempfindlich als bisher angenommen: Ungeöffnet können die Medikamente für mehrere Monate bei Raumtemperatur gelagert werden, ohne nennenswert an Wirkung zu verlieren. Das ist das Ergebnis eines aktuellen Cochrane Reviews.

Kind, spritzt sich Insulin.
Für Menschen mit Typ-1-Diabetes ist Insulin ein lebenswichtiges Medikament.
© Click_and_Photo/iStockphoto

Insulin ist insbesondere für Menschen mit Typ-1-Diabetes ein überlebenswichtiges Medikament. Gemäß den aktuellen Empfehlungen der Hersteller muss es vor der Verwendung gekühlt aufbewahrt werden, um seine Wirksamkeit nicht zu verlieren. Umso mehr überrascht das Ergebnis eines aktuellen Cochrane Reviews, das sich mit dieser Thematik befasst: Demnach könne ungeöffnetes Insulin (kurz- und mittellangwirkendes Insulin sowie Mischinsulin) bei Temperaturen von bis zu 25° Grad sechs Monate lang aufbewahrt werden kann, ohne dass es an Wirkung verliert. Das geht aus einer Analyse von 17 verfügbaren Studien zu dieser Thematik sowie bislang unveröffentlichte Daten von pharmazeutischen Herstellern hervor. Bei Temperaturen von bis zu 37°C blieb Insulin maximal zwei Monate lang stabil. Auch eine bis zu dreimonatige Lagerung bei Temperaturen, die den Tages- und Nachtschwankungen in tropischen Ländern ähneln, führt nicht zu einem klinisch relevanten Wirkungsverlust, wie Daten aus einer Studie zeigen.

Insulin kühlen ohne Strom?

Die Forschungsarbeit ist Studienautor Bernd Richter von der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf zufolge besonders wichtig für Menschen mit Typ-1-Diabetes, die ohne Insulin nicht überleben können. Weltweit leben Millionen von Menschen mit Diabetes in Gegenden, in denen es keinen oder nur unzureichenden Zugang zu Gesundheitseinrichtungen oder Kühlmöglichkeiten gibt. Noch komplizierter wird die Versorgung an Orten, die von Katastrophen, extremen Hitzeperioden oder Kriegen betroffen sind. Die aktuelle Studie zeigt auch Alternativen zur strombetriebenen Kühlung von Insulin auf: Beispielsweise könne das Medikament in mit Wasser oder nassem Sand gefüllten und so gekühlten Tontöpfen aufbewahrt werden, wie Daten aus einer kleinen klinischen Pilot-Studie über 6 Wochen nahelegen.

Eine der Hauptlimitationen der Studie ist Richter zufolge jedoch die Tatsache, dass die meisten Daten aus Laborstudien stammen. Es seien weitere klinische Studien zur Wirksamkeit und Stabilität von unterschiedlich gelagerten Insulinen erforderlich. Des Weiteren würden noch mehr Daten zu Mischinsulinen und Insulinpumpen, zum Risiko der bakteriellen Kontamination geöffneter Insulinfläschchen und zur Lagerung bei niedrigen Temperaturen benötigt.

Quelle: Thermal stability and storage of human insulin

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