ABDA/NK
|
24.03.2021
Fast die Hälfte aller Patienten nimmt seine ärztlich verordneten Arzneimittel in der Langzeittherapie gar nicht oder nicht richtig ein. Hier bestehe großer Handlungsbedarf, sagt Gabriele R. Overwiening, Präsidentin der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände eV.
Ganz besonders beim Start einer neuen Medikation hätten viele Patienten Probleme: Mögliche Nebenwirkungen machen Angst, sodass Therapien gar nicht erst begonnen oder frühzeitig wieder abgebrochen werden.
Am Beispiel Blutdrucksenker werde die Problematik deutlich: Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland die häufigste Todesursache. Ein entscheidender Risikofaktor ist laut Overwiening nicht-behandelter Bluthochdruck. Dieser könne mit Medikamenten gut eingestellt werden, dafür müssen die Arzneimittel aber langfristig und regelmäßig eingenommen werden. Weil gerade zu Beginn der Einnahme Schwindel oder Benommenheit als unerwünschte Wirkung auftreten können, brechen viele die Therapie wieder ab. „Wenn Patienten zu Beginn einer Dauertherapie ausführlich im Gespräch mit einem Apotheker beraten werden und sich über ihre Erwartungen, Befürchtungen und etwaige Beschwerden austauschen können, verbessert das die Therapietreue. Die Therapietreue ist die unbedingte Voraussetzung für den Therapieerfolg“, so Overwiening.
Ein zweites Beispiel für Arzneimitteln, die häufig zu Fehlanwendungen führen, seien Medikamente wie Asthma-Inhalatoren oder Insulinpens. „Mit einem Flyer oder einem Erklärvideo ist das nicht getan. Dauerhaften Erfolg erreichen wir nur, wenn Patienten in der Apotheke die Handhabung mit direktem apothekerlichen Feedback üben“, so Overwiening. Das sei zwar kurzfristig zeitintensiv, zeige aber langfristig die besten Erfolge. Die ABDA-Präsidentin fordert, dass solche Angebote in der Apotheke als gesetzliche Kassenleistung gelten. Dies werde sich auch für die Krankenkassen auszahlen, denn der Fehlgebrauch von Medikamenten schade nicht nur dem Einzelnen, sondern verursache auch immense Kosten im Gesundheitssystem.