Gesund lebenBeratungGesundheit

Jod-Mangelgebiet Deutschland: Wie Sie Ihren Bedarf decken und die Schilddrüse schützen

KFL/PZ/RF  |  22.03.2025 09:10 Uhr

Deutschlands Böden sind arm an Jod. Doch während der Jodmangel Anfang der 2000er-Jahre nach einer umfassenden Aufklärungskampagne weitgehend behoben war, ist dieser Trend nun rückläufig. Erfahren Sie, warum Jod für die Schilddrüse so wichtig ist, welche Symptome ein Mangel verursacht und wie Sie Ihren Bedarf optimal decken.

Junge Frau beißt in ein Brötchen.
Immer weniger Lebensmittel sind heutzutage mit Jod angereichert.
© LarsZahnerPhotography/iStockphoto

Der Mensch braucht Jod. Bietet die Ernährung zu wenig davon, gefährdet dies eine normale körperliche und geistige Entwicklung von Ungeborenen, Kindern und Heranwachsenden. Und auch bei Erwachsenen bleibt das essenzielle Spurenelement unentbehrlich. 

Die Rolle der Schilddrüse und die Folgen eines Jodmangels

Ohne Jod kann der Körper nicht in ausreichendem Maße die Schilddrüsenhormone Levothyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) produzieren. Und diese beteiligen sich in jedem Alter an wichtigen Stoffwechselvorgängen:

  • Wachstum und Reifung, vor allem von Gehirn und Knochen
  • Wärmeproduktion des Körpers
  • Energiestoffwechsel

Fehlt es in der Nahrung an Jod, wächst die Schilddrüse, um aus dem nicht optimalen Jodangebot noch das Beste zu machen und wenn irgend möglich trotzdem genug Schilddrüsenhormone zu bilden. Der Jodmangel kommt in der Regel schleichend und bleibt oft zunächst unbemerkt. Irgendwann aber kann ihn die Schilddrüse nicht mehr kompensieren.

Typische Symptome eines Jodmangels

Eine Schilddrüsenunterfunktion, auch Hypothyreose genannt, kann die Folge sein, mit typischen Symptomen wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit oder Kälteempfindlichkeit. Durch die vergrößerte Schilddrüse können möglicherweise auch ein Druckgefühl im Hals sowie Schluckbeschwerden hinzukommen. Das sichtbarste Zeichen eines Jodmangels stellt der Kropf dar, der sich mit der Zeit langsam entwickeln kann.

Jodmangel in der Schwangerschaft – Risiken für Mutter und Kind

Die Jodversorgung der Mutter bestimmt die des Fetus. Die Muttermilch versorgt das Neugeborene mit dem Spurenelement. Für die Gesundheit von Mutter und Kind ist daher eine ausreichende Versorgung besonders wichtig. Bereits ab der 12. Schwangerschaftswoche benötigt der Fetus Jod für seine Schilddrüse, da zu diesem Zeitpunkt dort die Hormonproduktion beginnt. 

Um den Jodbedarf zu decken, sollten Schwangere und Stillende in Absprache mit dem Arzt Jodid-Tabletten in einer Dosis von 100 bis 150 Mikrogramm pro Tag einnehmen.

Warum ist Jodmangel in Deutschland ein Problem?

Das Jodvorkommen auf der Erde unterscheidet sich je nach Region. Das meiste Jod wurde in der Entwicklung durch Schmelzwasser in die Meere gespült. In gebirgigen Regionen wie großen Teilen Deutschlands enthalten die Böden dadurch kaum Jod. In der Folge nehmen Pflanzen und Tiere wenig davon auf und viele regionale Lebensmittel sind jodarm. Wie auch in anderen Ländern hat die deutsche Lebensmittelindustrie in den 1990er-Jahren darauf reagiert. Landwirte haben Jod Tierfutter beigemischt, für die Produktion von Back- und Fleischwaren wurde vermehrt auf Jodsalz gesetzt. Doch dieser Trend ist rückläufig.

Das aktuelle Jodsalzmonitoring des Max-Rubner-Instituts im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zeigt: Bei industriell hergestelltem Brot und Kleingebäck nutzen Unternehmen nur noch zu knapp 10 Prozent Jodsalz, bei Fleischerzeugnissen knapp 15 Prozent und bei Wurstwaren etwa 35 Prozent. In den untersuchten Biolebensmitteln spielt Jodsalz so gut wie keine Rolle. Hier schlägt der Trend, sich mit möglichst „natürlichen“ Lebensmitteln ernähren zu wollen, zu Buche.

Das hat Folgen: 30 Prozent der Erwachsenen nehmen weniger Jod auf als empfohlen. Bei Kindern und Jugendlichen sowie jungen Erwachsenen liegt dieser Anteil sogar bei rund 45 Prozent. Zu diesem Schluss kommen die „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ und die „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ des Robert-Koch-Instituts. Das erhöht das Risiko für einen Jodmangel, was besonders in der Entwicklung, Schwangerschaft und Stillzeit drastische Folgen haben kann.

Wie kann man Jodmangel vorbeugen? 

Für eine ausreichende Jodversorgung kann jeder selbst sorgen. Die wichtigste Empfehlung: am besten Jodsalz verwenden. Der Gehalt liegt zwischen mindestens 15 Milligramm bis maximal 25 Milligramm Jod je Kilogramm Speisesalz. Normales Jodsalz gibt es hierzulande in jedem Supermarkt und Discounter. Auch Meersalz wird teilweise mit Jod angereichert angeboten. Interessant: Spezialsalze wie Fleur de Sel oder Himalayasalz enthalten in der Regel kaum Jod. 

Im Kochwasser geht Jod zwar zum Teil verloren, aber gerade fürs Nachsalzen am Tisch eignet sich Jodsalz bestens. Auch Seefisch und Meeresfrüchte versorgen mit dem Spurenelement. Am besten bereichern sie ein- bis zweimal in der Woche den Speiseplan. Besonders jodreich sind Algen, die zum Beispiel für Sushi verwendet werden.

Empfohlene Jodzufuhr

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt folgende Jodzufuhr:

  • Säuglinge: 40–80 µg
  • Kinder (1 bis 15 Jahre): 100–200 µg
  • Erwachsene: 180–200 µg
  • Schwangere: 230 µg
  • Stillende: 260 µg

Kann man zu viel Jod aufnehmen?

Zu viel Jod können gesunde Menschen bei einer abwechslungsreichen Ernährung praktisch nicht aufnehmen, da das Spurenelement über den Urin ausgeschieden wird. Dennoch empfiehlt die DGE eine tägliche Obergrenze von 500 Mikrogramm. Hintergrund ist, dass viele Menschen in Jodmangelgebieten mitunter eine vorgeschädigte Schilddrüse haben, eine sogenannte unerkannte funktionelle Autonomie der Schilddrüse. Eine plötzlich stark erhöhte Jodaufnahme könnte der Schilddrüse weiter schaden.

Jod bei Hashimoto-Thyreoiditis

Auch Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen können jodiertes Speisesalz verwenden. Das gilt auch für Menschen mit einer Hashimoto-Thyreoiditis – auch wenn davor fälschlicherweise oft gewarnt wird. Eine Begrenzung der Jodaufnahme ist nur bei Menschen mit einem aktiven Morbus Basedow und einer Hyperthyreose bei Schilddrüsenautonomie sinnvoll. Dann gilt es, stark jodhaltige Lebensmittel wie Algenprodukte, jodhaltige Arzneimittel sowie Jodtabletten zu meiden. Jodhaltige Kontrastmittel für die Röntgenuntersuchung dürfen bei ihnen ebenfalls nicht eingesetzt werden.

Das könnte Sie auch interessieren

Medikamente ohne Zuzahlung

Alle zwei Wochen neu: die aktuelle Liste der zuzahlungsfreien Arzneimittel.

Arzneimitteldatenbank

Medikamenten-Name oder Wirkstoff eingeben für mehr Informationen.

Podcast "gecheckt!"
Mann gähnt herzhaft.
Podcast: gecheckt!
Baby & Familie

Podcast: Frühjahrsmüdigkeit - woher kommt sie?

Warum wir uns im Frühling oft so schlapp und müde fühlen und was man tun kann, um den Tag frisch und…

Krankheiten von A - Z

In diesem Lexikon finden Sie umfassende Beschreibungen von etwa 400 Krankheitsbildern

nach oben