NK
|
18.09.2021
Beim Karpaltunnelsyndrom liegt eine chronische Druckschädigung des am Handgelenk verlaufende Nervus medianus vor, der unter anderem die Bewegungen der Finger und des Daumens steuert. Schuld daran ist eine Verengung des Karpaltunnels, der familiär gehäuft auftritt. „Frauen sind etwa dreimal häufiger betroffen als Männer. Patientinnen und Patienten, die an dem Syndrom leiden, verspüren anfangs meist Symptome wie einschlafende Hände oder taube Finger – zunächst vor allem nachts beziehungsweise gegen Morgen. Im Verlauf treten die genannten Symptome, Missempfindungen an Daumen bis Mittelfinger und später auch Schmerzen ebenfalls tagsüber auf, etwa beim Telefonieren oder Fahrradfahren“, berichtet Dr. Mohamed Arafkas, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie sowie Handchirurgie und Chefarzt am Petrus-Krankenhaus in Wuppertal, Klinikverbund St. Antonius und St. Josef. Mit der Zeit könne es auch zu einer Abnahme des Tastgefühls, Lähmungserscheinungen und Muskelschwund am Daumenballen kommen.
OP bei anhaltenden Schmerzen
Leiden Betroffene unter den genannten Symptomen, sollten sie einen Arzt aufsuchen. Frühzeitig erkannt, lässt sich das Karpaltunnelsyndrom häufig auch ohne eine Operation behandeln. „Besteht ein Verdacht, nehmen Ärzte zur Sicherung der Diagnose eine Untersuchung der elektrischen Leitfähigkeit der Nerven, kurz NLG, vor. Dafür werden über Elektroden kurze elektrische Reize durch den Arm geschickt. Bei einem gesunden Nerv reagieren die Muskeln in der Hand. Ist die Leitfähigkeit jedoch gestört, weist dies auf das Karpaltunnelsyndrom hin. Die anschließende Behandlung richtet sich nach dem Ausmaß der Beschwerden und steht in Abhängigkeit von der Dauer der Symptome“, erklärt der Facharzt. Im Anfangsstadium lässt sich das Syndrom häufig durch das Tragen einer Handgelenksschiene, die nachts angelegt wird, therapieren. Manchmal hilft auch Kortison, das in den Karpaltunnel gespritzt wird und abschwellend sowie entzündungshemmend wirkt.
Arztbesuch nicht aufschieben
Reichen die genannten Behandlungen nicht aus oder halten Missempfindungen und Schmerzen dauerhaft an, wird ein operativer Eingriff erforderlich. Die OP erfolgt in der Regel ambulant und unter örtlicher Betäubung des betroffenen Arms. Chirurgen durchtrennen dabei über einen kleinen Schnitt in der Hohlhand das Karpalband über dem Karpaltunnel, wodurch der Nerv wieder mehr Platz erhält. In der Regel verschwinden die Beschwerden und mit physiotherapeutischen Übungen im Anschluss normalisiert sich auch die Handfunktion.
Viele Patientinnen und Patienten wenden sich jedoch erst dann an einen Arzt, wenn bereits eine schwere Schädigung des Nervs mit ständiger Taubheit vorliegt: „Auch in diesem sehr fortgeschrittenen Stadium können Chirurgen den Eingriff noch durchführen, allerdings lassen sich bestimmte Funktionen nicht immer wiederherstellen“, sagt Dr. Arafkas. Eine frühe Diagnose und Behandlung erhöhen die Heilungschancen also ungemein.