ArzneimittelGesundheit

Keine Angst vor niedrig dosiertem Kortison

ZOU  |  23.08.2023

Kortison ist bei rheumatoider Arthritis sehr wirksam, kann aber besonders in hohen Dosen Nebenwirkungen mit sich bringen. Eine Studie der Charité Universitätsmedizin Berlin gibt Entwarnung: Die langfristige Einnahme von niedrig dosiertem Kortison wirkte sich positiv auf die Erkrankung aus, ohne Blutdruck und Körpergewicht allzu sehr zu beeinflussen.

Senior, nimmt eine Tablette.
Niedrig dosierte Kortison-Präparate können Rheuma-Symptome lindern, ohne zu starke Nebenwirkungen hervorzurufen.
© seb_ra/iStockphoto

Die Forschungsgruppe hat Daten aus fünf Studien mit mehr als 1.100 Personen aus zwölf Ländern analysiert und festgestellt, dass eine zweijährige Behandlung mit 7.5 Milligramm Prednison oder weniger pro Tag gegen die Entzündung half, schmerzlindernd wirkte und die weitere Schädigung der Gelenke reduzierte. Der Blutdruck veränderte sich im Vergleich zu einer Kontrollgruppe nicht, und das Körpergewicht war mit 1,1 Kilogramm in zwei Jahren nur geringfügig stärker angestiegen.

Dr. Andriko Palmowski erläuterte: „Weil Kortison-Präparate so gut gegen rheumatoide Arthritis helfen, nehmen 30 bis 50 Prozent der Betroffenen sie auch zwei Jahre nach der Diagnose noch – und zwar entgegen den aktuellen medizinischen Leitlinien und Empfehlungen.“ Die Empfehlung der Leitlinien, Kortison nur vorübergehend zu verwenden,  geht auf Beobachtungen mit deutlich höheren Dosierungen zurück, die früher eingesetzt wurden. Zu den heute eingesetzten, oft deutlich niedrigeren Mengen sind nur wenige Studien vorhanden: „So genau wissen wir also gar nicht, wie stark die Nebenwirkungen bei niedrig dosierten Kortison-Präparaten sind“, so Palmowski.

Studienleiter Prof. Dr. Frank Buttgereit folgerte aus den Ergebnissen: „Für viele Rheuma-Betroffene und auch ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte ist die Sorge vor einem Blutdruckanstieg und einer Gewichtszunahme ein wichtiges Entscheidungskriterium für oder gegen eine Kortison-Therapie. Das sollte sie jedoch nicht sein, weil beide Effekte – wie unsere Ergebnisse zeigen – keine große Relevanz haben. Stattdessen sollte die Entscheidungsfindung eher die anderen Nebenwirkungen in den Blick nehmen.“

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