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07.08.2023
In den USA wurde ein Wirkstoff entwickelt, der gezielt gegen schwere Depression nach der Geburt (postpartale Depression) wirkt. Eine klinische Studie der Phase-III verlief positiv, sodass die die amerikanische Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA das Medikament jetzt zugelassen hat.
In dem Fachmagazin „American Journal of Psychiatry“ beschreibt die Forschungsgruppe, dass sich die Symptome bei allen 170 Frauen mit einer schweren postpartalen Depression nach einer kürzlichen Entbindung besserten – auch in der Placebogruppe. Aber nur bei denjenigen, die den Wirkstoff Zuranolon erhalten hatten, gingen die Symptome deutlich und langanhaltend über mehrere Wochen hinweg zurück. Die Forschenden vermuten, dass sich die Symptome auch in der Placebogruppe besserten, weil die Frauen zusätzlich anderweitige Unterstützung erhalten hatten, z. B. eine Entlastung durch Kinderbetreuung.
Von einer postpartalen Depression sind viele Frauen betroffen: Bis zu jede siebte Frau leidet daran. Zu den Symptomen zählen extreme Müdigkeit, schlechte Stimmung, Desinteresse, mangelnde Konzentrationsfähigkeit und Suizidgedanken. Im Gegensatz zu Deutschland ist in den USA ein gezielt bei postpartaler Depression einzusetzendes Medikament zugelassen, das jedoch drei Tage lang unter medizinischer Aufsicht intravenös verabreicht wird. Das ist für viele junge Mütter jedoch unpraktikabel. Zuranolon wird dagegen zwei Wochen lang als Tablette eingenommen, was die Behandlung stark vereinfacht. Es handelt sich bei dem Wirkstoff nicht um ein Antidepressivum, sondern um ein Steroid, das die Aktivität von Nervenzellen beeinflusst, die an der Regulierung von Stimmung und Verhalten beteiligt sind.
Quelle: FDA Presseinformation und DOI 10.1176/appi.ajp.20220785