Wie beeinflusst Alkohol Medikamente?
Eckert-Lill: Alkohol und Medikamente können sich im Körper in vielfältiger Weise "in die Quere" kommen, was zu einer Reihe unerwünschter Wirkungen führen kann. Alkohol und eine Reihe Arzneimittel werden über die gleichen Systeme entsorgt – sie sind sozusagen Konkurrenten. Dies kann dazu führen, dass sich entweder die Wirkung beziehungsweise auch die Nebenwirkungen des Arzneimittels verlängern und verstärken oder die des Alkohols. Im Extremfall kann es bei der Anwendung von Medikamenten und gleichzeitigem Genuss von Alkohol auch zu lebensbedrohlichen Vergiftungen kommen. Alkohol selbst wirkt im Körper vielfältig, sei es im Gehirn, am Herz-Kreislauf-System, im Zuckerstoffwechsel oder in den Muskeln. Im Zusammenspiel von Medikamenten und Alkohol können sich diese Wirkungen verstärken, was unangenehme Folgen haben kann.
Können Sie dafür ein paar Beispiele nennen?
Eckert-Lill: Viele Medikamente, die im Gehirn wirken, vertragen sich schlecht oder gar nicht mit Alkohol. Dazu gehören zum Beispiel Antidepressiva, Antiepileptika, Beruhigungs- und Schlafmittel. Dies kann Auswirkungen auf die Fahrtüchtigkeit haben. Alkohol kann auch die Wirkung von Medikamenten gegen hohen Blutdruck verstärken, sodass es zu einem nicht erwünschten Blutdruckabfall bis hin zum Kollaps kommen kann. Grundsätzlich gilt daher: Wer Arzneimittel einnehmen muss, sollte sich in der Apotheke beraten lassen, ob sie sich mit Alkohol vertragen. Auch Arzneimittel, die in der Apotheke ohne Rezept erhältlich sind, vertragen sich unter Umständen nicht gut mit Alkohol. Vorsicht ist zum Beispiel geboten bei den sogenannten H1-Antihistaminika, die als Schlafmittel angewandt werden.
Manche Arzneimittel enthalten sogar Alkohol. Welche Alternativen gibt es zum Beispiel für Kinder oder Menschen mit Leberproblemen?
Eckert-Lill: Vor allem flüssige Medikamente zum Einnehmen, wie Tropfen oder Lösungen, können Alkohol enthalten. Gründe sind zum Beispiel, dass sich der Wirkstoff in Wasser nicht richtig auflöst oder dass das Arzneimittel länger haltbar ist. Ab einer bestimmten Menge Alkohol pro Dosis muss dieser für den Patienten erkennbar auf dem Behältnis und der Verpackung angegeben werden. Für Kinder und Menschen, die keinen Alkohol zu sich nehmen sollen, sind solche Zubereitungen selbstverständlich nicht geeignet. In aller Regel gibt es jedoch Alternativen, zum Beispiel alkoholfreie Säfte, Tabletten, Dragees, Kapseln oder Zäpfchen. Welche Zubereitungsform für den Patienten in solchen Fällen geeignet ist, darüber werden Sie in der Apotheke gerne beraten.
Die Fragen stellte Peter Erik Felzer.