21.03.2018
Neben Antibiotika beeinträchtigen auch viele andere Medikamente das Wachstum der Bakterien im Darm. Forscher aus Heidelberg fanden heraus, dass unter anderem Antipsychotika, Säureblocker und Calciumantagonisten zur Behandlung von Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit und Herzrhythmusstörungen bestimmte Bakterien im Darm töten. Die Studie ist im Fachblatt Nature nachzulesen.
Das Darm-Mikrobiom und sein Einfluss auf die menschliche Gesundheit werden seit einiger Zeit intensiv erforscht, auch im Zusammenhang mit der Wirkung von Medikamenten. Die Autoren um Dr. Lisa Maier, Dr. Mihaela Pruteanu und Dr. Michael Kuhn vom Europäischen Molekularbiologischen Laboratorium (EMBL) in Heidelberg untersuchten für ihre Studie knapp 1200 Arzneistoffe aus verschiedenen Klassen hinsichtlich ihrer Wirkung auf 40 Darmbakterienstämme. Es stellte sich heraus, dass fast ein Viertel der Arzneistoffe (24 Prozent) das Wachstum von mindestens einem Bakterienstamm hemmte. Die Ergebnisse liefern den Forschern zufolge eine mögliche Erklärung für Beschwerden des Magen-Darmtraktes, die nach der Einnahme dieser Arzneistoffe auftreten können.
Besonders häufig waren Antipsychotika betroffen. Die Häufigkeit, mit der Nicht-Antibiotika das Mikrobiom verändern, sei überraschend, zumal sie in der Studie vermutlich sogar unterschätzt worden sei. In weiteren Studien müsse nun untersucht werden, wie diese Wirkung im Einzelnen zustande kommt und ob man sich die gezielte Hemmung bestimmter Darmbakterien durch Medikamente vielleicht sogar zur Therapie bestimmter Krankheiten zunutze machen könnte.
am/PZ/NK