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19.08.2022
Im Februar dieses Jahres hatte die Bundesregierung eine Million Dosen des antiviral wirksamen Covid-19-Medikaments Paxlovid beschafft. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden bislang rund 460.000 Therapieeinheiten an den Großhandel ausgeliefert. Laut Recherchen der Pharmazeutischen Zeitung gelangten davon bisher jedoch nur rund 40.000 Therapieeinheiten an Patienten. Ein großer Teil der georderten Packungen droht nun, ungenutzt das Verfallsdatum zu überschreiten, und wäre dann nicht mehr verwendbar.
Das Gesundheitsministerium hat jetzt mehrere Maßnahmen ergriffen, um Paxlovid häufiger und schneller für Risikopatienten bereitzustellen. Aktuell trat eine Neuregelung der SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung in Kraft. Sie erlaubt es erstmals Ärzten, das Medikament direkt in der Praxis an die Patienten abzugeben. Daneben sollen auch Pflegeeinrichtungen künftig das Medikament bevorraten und vor Ort abgeben dürfen.
Kritik der Apotheker
Der Dachverband der Apotheker in Deutschland, ABDA, kritisiert diese Regelung deutlich. Die Standesvertretung der Apotheker sieht keinen Grund für die direkte Arzneimittelabgabe durch Ärzte. Stattdessen fordert die Bundesvereinigung, dass Apotheken selbst das Medikament ohne Verordnung abgeben dürfen.
„Es gibt keinerlei Anlass, den bewährten Weg des Arzneimittels über die Apotheke zu verlassen“, betonte die ABDA gegenüber der Pharmazeutischen Zeitung. „Die Patientinnen und Patienten, die sich sehr häufig zu Hause befinden, können über die Botendienste der Apotheken versorgt werden“, so eine Sprecherin. Die Verordnungs- und Versorgungskette funktioniere im Verordnungsfall auch telefonisch bis zur Lieferung per Apothekenboten an den Patienten zu Hause „schnell und ohne jegliche Probleme“. Zudem verweist die ABDA auf die USA, wo es Apothekern seit Kurzem erlaubt ist, Paxlovid direkt ohne ärztliche Verordnung an die Patienten abzugeben.
Mehr über Paxlovid hören Sie im Podcast der Kollegen der Pharmazeutischen Zeitung „PZ Nachgefragt“.