09.06.2015
Während es die einen schon beim Gedanken daran schüttelt, tun es andere und rühmen die Vorzüge: Nach einer Geburt die Plazenta zu essen, soll gesund sein, die Rückbildung fördern und vor Depressionen schützen, heißt es. Wissenschaftliche Beweise dafür fehlen jedoch.
In einer Übersichtsarbeit über zehn aktuelle Studien zum Verzehr der Nachgeburt, wissenschaftlich Plazentophagie genannt, konnten die Wissenschaftler nichts finden, was die oft behaupteten positiven Auswirkungen stützen würde. Egal ob roh, gekocht oder pulverisiert und in Kapseln verpackt: Es gebe keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass die Plazenta zu essen vor Depressionen nach der Schwangerschaft schützt, Schmerzen nach der Entbindung verringert, die Eisenspeicher wieder auffüllt oder zu einem Energieschub verhilft, berichten die Forscher. Sie fanden zudem keine Hinweise, dass sich damit die Milchbildung anregen lässt, die Elastizität der Haut verbessert oder die Bindung zum Kind gestärkt wird. Dies berichten Dr. Crystal Clark von der Northwestern Universität und Kollegen in der Fachzeitschrift Women’s Mental Health.
Mehr noch: Es gebe bislang keine Studien, die sich mit den Risiken des Plazentaessens beschäftigten, warnen die Forscher. So funktioniere der Mutterkuchen während einer Schwangerschaft als Filter, der Gift und Schadstoffe absorbiere und so das Baby davor schütze. Bei Säugetieren sei das Fressen der Plazenta zwar weit verbreitet. Mütter, die sich für die Plazentophagie entschieden, müssten sich allerdings bewusst sein, dass sie sich und, falls sie stillten, auch ihren Nachwuchs damit einem unbekannten Risiko aussetzen, so die Forscher. Dies sollten insbesondere jene bedenken, die während und nach einer Schwangerschaft sehr vorsichtig damit sind, was sie zu sich nehmen. Darüber hinaus empfehlen die Wissenschaftler, vor einer solchen Entscheidung mit dem Gynäkologen zu sprechen und sich nicht von Promi-Blogs, Webseiten oder Medienberichten leiten zu lassen.
HH