21.08.2014
Lange Zeit gingen Wissenschaftler davon aus, dass die Tuberkulose-Erreger erst mit den spanischen Eroberern die Küsten Südamerikas erreichten. Eine Analyse 1.000-jähriger menschlicher Knochen aus Peru legt nun eine andere Vermutung nahe. Demnach könnten Robben und Seelöwen die Überbringer der Tuberkulose-Bakterien gewesen sein.
Das Bakterium, das das internationale Forscherteam unter der Leitung des deutschen Genetikers Johannes Krause von der Universität Tübingen in den peruanischen Knochen nachweisen konnte, ist heute zwar ausgestorben. Durch die Untersuchung des Erbguts und den Vergleich mit verschiedenen, heute vorkommenden Bakterienstämmen fanden die Wissenschaftler jedoch zwei Dinge heraus: Das "fossile" Bakterium unterscheidet sich von heutigen, an Menschen angepasste Stämme und es entspricht am ehesten einem Tuberkulose-Erreger, wie man ihn in Robben finden kann. Dies berichten die Forscher in der Fachzeitschrift Nature. Sie vermuten, dass Robben das Bakterium aus Afrika an die Küsten Perus transportierten und es dort durch Jagd und Verzehr der Tiere auf die Menschen übertragen wurde. Der gemeinsame Vorfahre aller heutigen Tuberkulose-Bakterienstämme hat sich ihren Berechnungen zufolge vor weniger als 6.000 Jahren entwickelt.
Ihre Ergebnisse werfen aber nicht nur ein neues Licht auf die Geschichte der Tuberkulose in Amerika. Vielmehr könnten die neuen Erkenntnisse zur Entstehungsgeschichte der Tuberkulose-Bakterien und deren Anpassung beim Sprung vom Tier zum Mensch helfen, neuartige Medikamente oder Impfstoffe und bessere Strategien zur Kontrolle der Krankheit zu entwickeln, hoffen die Forscher. Dies sei gerade im Hinblick auf den dramatischen Anstieg von Mehrfach-Resistenzen in Osteuropa, Asien und Teilen Afrikas wichtig.
HH