Viermal um die Welt läuft ein Mensch in seinem Leben durchschnittlich. Was den meisten Deutschen nicht bewusst ist: Sie absolvieren diese Strecke oft in Schuhen, die ihnen gar nicht passen. Genauer: Zwei Drittel der Bevölkerung tragen zu große Exemplare und etliche Käufer quetschen sich in zu enge Treter. Zu diesem Ergebnis kamen das Deutsche Schuhinstitut und das Prüf- und Forschungsinstitut, Pirmasens, die für die bisher größte Fußmessaktion 10.400 Füße genauer untersucht hatten.
Die schlimme Aussicht: Probleme mit unserer Basis können zu Durchblutungsstörungen der Beine, Fehlstellungen der Zehen, Kopf- und Rückenschmerzen führen. Und: im fortgeschrittenen Alter können unsichere Beine verstärkt Stürze verursachen, die komplizierte Knochenbrüche nach sich ziehen.
Warum das so ist, erklärt Dr. Peter René Bock-Lamberlin, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie aus Hamburg: "Gerade ab dem 50. Lebensjahr lässt bei den meisten Menschen die Koordination nach. Stürze werden dann nicht mehr elastisch genug abgefedert. Zusätzlich nimmt bei Frauen mit fortschreitendem Alter die Knochendichte ab. Das steigert die Gefahr für Knochenbrüche nach einem Sturz. Häufig brechen sie sich dann den Oberschenkelhals und die Handgelenke."
Um dem vorzubeugen, braucht man unter anderem die richtigen Schuhe. Hier einige Tipps für den Kauf:
Tipp 1: Profil zeigen
Besonders in der rutschigen Schneematsch-Zeit sollten Sie Winterstiefel oder -schuhe tragen, die eine griffige Gummisohle und ein tiefes Profil haben. Bei Glatteis dürfen es sogar Schuhspikes oder integrierte Eiskrallen sein. Schuhspikes sind Stahlstifte, die auf Gummibändern angebracht, über die Schuhsohle gezogen werden. Eiskrallen sind häufig in der Schuhsohle verborgen integriert und können bei Bedarf mit der Hand herausgezogen werden.
Tipp 2: Schuhe zum richtigen Zeitpunkt kaufen
Gehen Sie am besten in der Zeit vom späten Vormittag bis zum frühen Nachmittag in einen Schuhladen. Dann sind die Füße in Bestform. Spätnachmittags und abends sind sie bereits leicht angeschwollen, dann wählt man die Modelle zu groß. Morgens wiederum besteht die Gefahr, dass man zu kleine Schuhe kauft.
Tipp 3: Schuhgröße realistisch einschätzen
Was viele nicht bedenken: Der Fuß ist beweglich. Im Gehen ist er rund zwei Zentimeter länger als im Sitzen. Der Schuh muss dem Vorderfuß aber genügend Platz lassen, weil sonst die Zehen gestaucht werden. Der Schuh darf aber auch nicht zu groß sein, sonst findet die Ferse keinen Halt, und der Fuß muss die Schuhe krampfhaft fest halten. Als Faustformel für die richtige Länge gilt: Im Stehen messen, zwischen dem längsten Zeh und dem Schuh sollten noch 1,5 Zentimeter Platz bleiben.
Tipp 4: Schuhe häufig wechseln
Gern auch zweimal täglich. Deshalb ruhig ein, zwei Paar bequeme Reserveschuhe bei der Arbeit parat haben und sie dort tragen. Für den Heimweg wählen Sie dann ein anderes Paar. Durch das tägliche Wechseln muss sich der Fuß neu anpassen und wird nicht einseitig durch einen bestimmten Schuhschnitt geprägt oder sogar verformt.
Tipp 5: Material sorgsam auswählen
Füße schwitzen. Um unangenehme Gerüche zu vermeiden, wählt man das Obermaterial möglichst aus Leder, Stoff oder atmungsaktivem Hightech-Material. Schuhe mit einer Innensohle aus Leder sind komfortabler, speichern die Fußfeuchtigkeit und geben sie nach außen ab. Wenn sie einen Tag getragen wurden, benötigen sie eine Pause von 24 Stunden. Sonst werden sie zu Feuchtkammern, in denen Pilze gut gedeihen.
Tipp 6: Sich auf die Socken machen
Bei Gummistiefeln oder Moonboots sollten Sie Socken aus Baumwolle, Wolle oder eine Mischung aus Wolle und Seide tragen. Auch sie beugen Pilzinfektionen vor, weil sie die meist in kleinen Mengen vorhandene Feuchtigkeit gut aufsaugen, was Kunststoffgewebe kaum schafft.
Tipp 7: Breiten Absatz schätzen lernen
Die Stilettos mit Pfennigabsatz waren ein Schnäppchen – nur auf Dauer getragen haben sie ihren Preis: Sie können bei Frauen, die zu häufig darauf stehen, Spreizfüße verursachen, weil zu viel Gewicht auf den Vorderfüßen lastet. Wählen Sie daher einen Schuhabsatz, der breit genug ist.
Tipp 8: Highheels nur dann und wann
Klar, sehen sie schön und sexy aus. Aber spätestens wenn Sie damit umknicken oder sich Fußprobleme einstellen, werden Sie sich fragen, warum sie diesen Tipp nicht beherzigt haben. Ab und zu Highheels zu tragen, ist okay – aber auf Dauer sollten Sie eine Absatzhöhe von zwei Zentimetern nicht überschreiten. Sonst verkürzen sich Achillessehnen und Wadenmuskeln, und das tut dann beim Gehen weh.
Tipp 9: Füßen einen Dämpfer verpassen
Achten Sie vor allem auf eine flexible, nicht zu dünne Schuhsohle, die die Stöße beim Gehen abfedert. Sie sollte zudem leicht gewölbt sein, damit der Fuß besser abrollen kann. Ferse und Absatz sollten gedämmt sein, etwa mit Kork, um als zusätzlicher Stossdämpfer zu dienen. Außensohlen aus Leder hingegen sollten Sie nicht ständig tragen. Sie dämpfen die fortwährenden Stöße auf festem Boden nur minimal und geben jeden Stoß an die Rückenpartie weiter.
Tipp 10: Ruhig mal etwas investieren
Ein Schuh sollte gut verarbeitet sein und aus hochwertigem Ober- und Innenmaterial wie Leder bestehen. Verabschieden Sie sich von der Idee, beim Schuhkauf zu sparen. Langfristig kommen rahmengenähte Exemplare günstiger, da sie fast unbeschränkt repariert werden können. Laufzeiten von 20 Jahren sind bei solchen Schuhen keine Seltenheit.