Haut, Zähne & Schönheit

Schwitzen − wann ist es zu viel?

Apotheker Rüdiger Freund  |  15.02.2022

Peinliche Flecken unter den Achseln und unangenehmer Geruch, und das reichlich: Manche Menschen schwitzen besonders stark. Aber es gibt Mittel und Wege, übermäßiges Schwitzen einzudämmen, sagt Dr. Heiko Grimme.

Junge Frau, wischt sich Schweiß vom Gesicht.
Beim Sport ist es völlig normal, mehr zu schwitzen. Einige Menschen schwitzen jedoch auch viel, ohne sich körperlich anzustrengen.
© Andres Ayrton, Pexels

Schwitzen hat allgemein einen schlechten Ruf. Niemand empfindet es als angenehm. Dabei gilt es eigentlich als eine besondere Stärke des Menschen, ist Grimme überzeugt. "Durch das Schwitzen unterscheiden wir uns von den meisten Säugetieren. Es befähigte unsere Vorfahren, bei großer Hitze zu jagen und sich an unterschiedliche Klimazonen anzupassen", erklärt der Ärztliche Leiter des MVZ Hautzentrums am Kurpark in Stuttgart.

In Zeiten von Klimaanlagen und prall gefüllten Supermärkten rückt dieser Vorteil in den Hintergrund. Und der körpereigene "Thermostat" reagiert bei manchem beinahe unkontrollierbar. "Vermehrtes Schwitzen tritt bei zwei bis drei Prozent der Bevölkerung auf", erläutert Grimme. "Oft nicht am ganzen Körper. Die meisten Patienten kommen in die Praxis, weil sie an Handflächen, Fußsohlen oder unter den Achseln stark schwitzen."

Vielfältige Auslöser

Zu den Ursachen für verstärkte Schweißbildung am ganzen Körper zählen Hormone, wie bei Frauen in den Wechseljahren, oder Stoffwechselstörungen, zum Beispiel eine Überfunktion der Schilddrüse oder Diabetes. Auch Medikamente wie Antidepressiva oder bestimmte Erkrankungen fördern mitunter das Schwitzen. Grimme: "Wenn ein Patient berichtet, dass er erst seit kurzer Zeit zum Beispiel immer nachts sehr stark schwitzt, ist das ein Alarmzeichen. Das kann auf eine versteckte Entzündung oder Krebserkrankung hindeuten und muss schnell abgeklärt werden." Im Gegensatz dazu beruht das Schwitzen unter den Achseln oder an Händen und Füßen meist auf emotionalen Ursachen oder Stress.

Aber wo verläuft die Grenze zwischen normalem und übermäßigem Schwitzen? "Man kann das mit einem Papierfilter messen, der anschließend gewogen wird", weiß der Hautarzt. »Wenn ein Patient mehr als 50 Milligramm pro Minute unter einer Achsel schwitzt, gilt das als zu viel. Doch um das Problem einzuschätzen, ist es für mich wichtiger zu sehen, dass jemand schwitzt und in welcher Situation. Das Zuviel ist dann eher der Leidensdruck, den der Patient spürt."

Ihm zufolge gibt es Mittel und Wege, diesen Patienten zu helfen. "Zuerst empfehle ich meist Deos, die Aluminiumsalze enthalten. Höher dosierte gibt es in der Apotheke. An die 90 Prozent der Patienten sind damit zufrieden." An Händen und Füßen haben sie jedoch meist weniger Erfolg. "Hierfür gibt es die sogenannte Leitungswasseriontophorese, bei der schwacher Strom zum Einsatz kommt. In 70 bis 80 Prozent der Fälle funktioniert das gut", sagt Grimme.

Betäuben oder entfernen

Weiterhin lässt sich mit der Substanz Botulinumtoxin therapieren. "Das ist eine sehr wirksame Behandlung für die Achseln, die so gut wie keine Nebenwirkungen hat. Dazu sind viele kleine Pikser in die Haut nötig, aber schon bald schwitzt man höchstens noch ein Zehntel so stark wie früher." Die Wirkung hält einige Monate an. An Händen und Füßen gehe das auch, sei aber sehr schmerzhaft, so der Dermatologe.

In seltenen Fällen könnten operative Verfahren wie das Ausschaben von Schweißdrüsen unter den Achseln helfen. Gegen das Schwitzen der Hände kann ein Arzt einen bestimmten Nerv unter Vollnarkose durchtrennen. Nach solchen operativen Eingriffen seien etwa 50 Prozent der Patienten dauerhaft zufrieden. Bestimmte Tabletten, sogenannte Anticholinergika, hemmen Grimme zufolge die Nervenimpulse, die das Schwitzen auslösen. Am besten wirken sie, wenn der Patient am ganzen Körper schwitzt. Sie können allerdings zu Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit oder einer erschwerten Blasenentleerung führen. Patienten stehen also verschiedenste Mittel zur Verfügung, um starkes Schwitzen einzudämmen. Allerdings beteiligen sich die gesetzlichen Krankenkassen nur im Ausnahmefall an den Behandlungskosten

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