Selbsthilfe mit den Anonymen Alkoholikern ist wirksam
ZOU
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20.03.2024
Zu Beginn seiner Karriere hielt der amerikanische Suchtforscher und Psychologe Prof. Keith Humpreys Selbsthilfegruppen für Menschen mit Alkoholabhängigkeit mehr oder weniger für Humbug. Doch mittlerweile denkt er anders darüber, denn nicht nur seine eigenen Forschungsarbeiten bestätigen deren Wirksamkeit.
Humpreys war skeptisch, dass der Austausch von Erfahrungen und Hoffnungen bei den Anonymen Alkoholikern (AA) Betroffenen dabei helfen könne, die Sucht zu überwinden. Denn es handelt sich um eine ernsthafte Erkrankung, und er konnte sich nicht vorstellen, dass sie ohne medizinische und psychotherapeutische Hilfe wirksam behandelt werden kann.
Betroffene wussten das schon seit Langem, doch wissenschaftliche Institutionen haben dies jahrzehntelang ignoriert. Durch eine umfangreiche Übersichtsarbeit, die 2020 erschien und an der Humphreys federführend beteiligt war, wurde es bestätigt. Er rät auch Menschen, die Zweifel haben, ob die AA für sie etwas sein könnten, zum Ausprobieren: „Ich würde es dennoch versuchen und zu ein paar Treffen gehen. Es gibt nicht viel zu verlieren außer vielleicht ein wenig Zeit. AA ist gratis, risikoarm im Vergleich zu medizinischen Maßnahmen und niederschwellig. In Deutschland gibt es viele AA-Anlaufstellen. Natürlich ist AA nicht immer und für alle geeignet. Aber ich würde sagen: Probieren Sie es aus!”
Unter verschiedenen Selbsthilfeprogrammen für Menschen mit Alkoholabhängigkeit sind die Anonymen Alkoholiker die bekanntesten. Die Mitglieder der Gruppen treffen sich regelmäßig und unterstützen sich gegenseitig dabei, in zwölf Schritten die Abstinenz zu erreichen. Das soziale Netzwerk der Gruppe gibt ein Zugehörigkeitsgefühl, bekämpft Einsamkeit, fördert das Wohlbefinden, gibt Hoffnung und Motivation – alles Dinge, die wirksam dabei unterstützen, die Sucht zu überwinden.