29.04.2015
Um herauszufinden, ob Schnarcher unter den für eine Schlafapnoe typischen nächtlichen Atemaussetzern leiden, funktionierten Wissenschaftler von der University of Washington Smartphones mit Hilfe einer Applikation in aktive Sonarsysteme um. Die Lautsprecher der Handys senden dabei unhörbare Schallwellen aus, die vom Körper des Schlafenden reflektiert und anschließend vom Mikrofon des Handys aufgezeichnet werden. Dies versetzte die Forscher in die Lage, kleinste Veränderungen der Atemmuster zu verfolgen. „Es ist vergleichbar mit der Art, wie Fledermäuse navigieren“, erläutert Hauptautor Rajalakshmi Nandakumar. Darüber hinaus sei die App in der Lage, zwischen zwei Menschen in einem Bett zu unterscheiden und Hintergrundgeräusche herauszufiltern.
In einer klinischen Studie hatte Nandakumar gemeinsam mit Kollegen zeigen können, dass die von ihnen entwickelte ApneaApp bei 37 Patienten in einem Schlaflabor eine Schlafapnoe fast genauso zuverlässig diagnostizierte wie die Beobachtung mittels der aufwendigen Polysomnographie, bei der Werte wie Atemfluss, Sauerstoffgehalt des Blutes, EKG, EEG und viele weitere erhoben werden. Im Vergleich zeichnete die App in den fast 300 Teststunden verschiedenste Atemvorfälle, darunter zentrale Apnoe, obstruktive Apnoe und Hypopnoe, mit einer Genauigkeit von 95 bis 99 Prozent auf, berichten die Forscher, die ihre Ergebnisse im Mai auf der MobiSys 2015, einer Konferenz für Mobile Systeme, in Italien vorstellen werden.
Gegenüber bisherigen Systemen, die eine Schlafapnoe-Diagnose in den eigenen vier Wänden ermöglichen, habe die App den Vorteil, dass Betroffene ohne eine Verkabelung mit Spezialgeräten auskommen. Mit dem Smartphone sei es zudem möglich, Schlafmuster auf einfache Weise über mehrere Tage oder sogar Wochen zu verfolgen. Die Wissenschaftler glauben, dass die neue Technik schon in ein bis zwei Jahren zum Einsatz kommen könnte.
HH