Verschleiß im Knie durch Alter, Übergewicht oder Fehlbelastungen führt oft zu starken Schmerzen. Mitunter hilft dann nur ein neues Gelenk. Doch der Heilungsprozess kann dauern. Vielen Betroffenen stellt sich dann die Frage, wie viel Bewegung man dem neuen Knie zumuten kann.
"Letztendlich darf man einem neuen Knie, abgesehen von Extremsport, alles zumuten", sagt Professor Dr. Karl-Dieter Heller, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik. Schon kurz nach der Operation kann man in der Regel mit der Belastung beginnen. Man sollte sogar: "Wenn Sie das Gelenk nicht frühzeitig bewegen, verkleben die Kapselstrukturen. Bei uns stehen Patienten nach einer ausgiebigen Schulung schon zwei Stunden nach der Operation auf und gehen allein zur Toilette, am nächsten Tag bereits über den Flur", beschreibt der Chefarzt der Orthopädischen Klinik am Herzogin Elisabeth Hospital in Braunschweig das dortige Vorgehen. "Es ist wichtig, dass Patienten so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen. Das erhält die Muskeln und beugt einer Thrombose vor." Auch wenn es schmerze, mache man damit nichts kaputt.
Auch über die Schmerzgrenze hinaus
Trotzdem würden viele ihr Gelenk lieber schonen, als es unter Schmerzen zu belasten. Doch hier bleibt kein Platz für Illusionen: "Es ist unbestritten, dass ein Knie nach einer Operation trotz aller schmerztherapeutischen Verfahren auch einmal wehtut. Aber man muss in den ersten Wochen über die Schmerzgrenze hinausgehen, sonst wird man keine zufriedenstellende Beugefähigkeit erreichen", konstatiert Heller nüchtern. Damit meint der Experte mindestens 120 Grad Beugung, damit alle Tätigkeiten wie Treppengehen oder Radfahren möglich sind. Letztlich ist eine Knieprothese so gut beweglich wie ein normales Knie – und das lässt sich auch erreichen. "Es dauert allerdings mindestens ein halbes Jahr, bis man zufrieden ist. Schwellungen oder Rötungen können aber durchaus noch vorkommen." Der Punkt, an dem man vergesse, dass man ein künstliches Gelenk hat, lasse sich aber definitiv erreichen. Das optimale Ergebnis werde nach Angaben der Fachliteratur allerdings manchmal erst nach zwei Jahren erreicht.
Auch Sport ist mit dem neuen Knie möglich. Sportarten, die sich besonders gut eignen, sind solche, bei denen keine abrupten Bewegungen und Rotationen ins Spiel kommen, zum Beispiel Radfahren, Walking oder Tanzen. "Tanzen finde ich zum Beispiel besonders gut, weil es ganz nebenbei auch noch die Koordination schult", so Heller. Nur bedingt geeignet seien Jogging, Golf, Tischtennis oder Kegeln. Von "Stop-and-go"-Sportarten, also solchen, bei denen man immer wieder sprinten und abbremsen muss, raten Fachleute ab. Hierzu zählen Fußball, Tennis oder Squash, Volleyball, Hand- oder Basketball. "Abrupte Bewegungen und Sprünge erhöhen die Scherkräfte, die auf das neue Gelenk wirken", erklärt der Orthopäde.
Und wie sieht es mit Gartenarbeit aus? Heller: "Es gibt Patienten, die sagen, dass sie sich nicht gut hinknien können. Hier kann ein Kissen oder eine andere Unterlage helfen. Aber prinzipiell darf man mit dem neuen Gelenk auch knien oder hocken. Gartenarbeit ist also möglich."