03.12.2014
Ein Feierabendbierchen mit Kollegen, ein Geschäftsessen mit Kunden, zu dem es Wein gibt, die Weihnachtsfeier: Es gibt viele berufliche Situationen, in denen Alkohol offenbar einfach dazu gehört. Menschen, die hingegen keinen Alkohol trinken – aus welchem Grund auch immer –, fühlen sich in solchen Momenten oft unter Druck gesetzt. Welche Strategien sie entwickeln, um dennoch keinen Alkohol trinken zu müssen, wurde nun in einer Studie aufgedeckt.
„Wir haben erfolgreiche Berufstätige befragt, die keinen Alkohol trinken“, erklärt die Studienleiterin Lynsey Romo von der North Carolina State University in Raleigh. Die meisten Befragten berichteten, in besagten Situationen nicht von sich aus anzusprechen, dass sie nichts Alkoholisches trinken, weil sie die Aufmerksamkeit nicht auf sich lenken wollten. Wurden sie darauf angesprochen, antworteten einige ehrlich. Andere lehnten ein Getränk allerdings mit Worten ab, die mehrdeutig zu verstehen waren, zum Beispiel „ich trinke heute Abend nichts“ oder „ich bin heute Morgen früh aufgestanden“. Manche der Interviewten würden sogar ein alkoholisches Getränk kaufen, es aber nicht trinken, um dazuzugehören und nicht als wertend oder „heiliger als andere“ zu gelten, so die Kommunikationswissenschaftlerin Romo.
Wurde die Abstinenz bekannt, versuchten manche deutlich zu machen, dass sie kein Problem damit haben, dass andere Alkohol trinken. Sie stellten sich als freiwillige Fahrer zur Verfügung oder spendierten ihren Kollegen sogar eine Runde. Andere griffen zu sozial akzeptierten Entschuldigungen, berichtet Romo. So behauptete ein Befragter gegenüber den Kollegen, dass er abzunehmen versuche, statt zu sagen, dass er in Wirklichkeit ein gutes Beispiel für seine Kinder sein wollte.
All diese Strategien gehen darauf zurück, dass Menschen den Druck verspüren, sich den sozialen Normen am Arbeitsplatz anzupassen. Für Arbeitgeber sei es jedoch wichtig, dass ihre Mitarbeiter eine Umgebung haben, in der sie sie selbst sein können. „Trinken ist oft ein Teil der Betriebskultur“, sagt Romo. Man könnte aber dafür sorgen, dass bei einem gesellschaftlichen Ereignis immer auch nicht-alkoholische Alternativen zur Verfügung stehen, rät die Forscherin. Auch Aktivitäten im Kollegenkreis, bei denen es nicht ums Alkohol-Trinken geht, seien eine Möglichkeit.
HH