Hanke Huber
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16.05.2023
1. Blutzucker gut kennen
"Wer mit Diabetes tauchen möchte, muss seinen individuellen Blutzucker gut kennen", sagt Dr. Roswitha Prohaska, Ärztin für Allgemeinmedizin und Expertin für Tauch- und Hyperbar medizin aus Wien. Das gilt insbesondere für die Veränderungen, die unter körperlicher Belastung auftreten. Schwimmen & Co. wirken sich noch stärker auf den Blutzucker aus als andere Sportarten. Prohaska: "Ich rate Patientinnen und Patienten mit Diabetes immer, vorab im Schwimmbad zu testen, wie sich das auf den Blutzucker auswirkt."
2. Stabile Zucker-Therapie
Hinsichtlich der Medikamente gilt, dass Menschen mit insulinpflichtigem Diabetes mindestens ein Jahr lang stabil eingestellt sein sollten. Bei oralen Antidiabetika besteht eine geringere Gefahr zu unterzuckern. Dennoch besitzen manche Medikamente wie Sulfonylharnstoffe ein höheres Hypoglykämie-Risiko.
3. Vorher messen
"Unter Wasser lässt sich der Blutzucker nicht zuverlässig kontrollieren, auch nicht mit CGM-Geräten", erklärt Prohaska. Ihr Rat: Vor dem Tauchgang mehrmals messen, zum Beispiel 60 und 30 Minuten vorher und noch einmal direkt davor. Der Wert sollte stabil sein, am besten leicht steigend, mindestens aber 150 mg/dl. Auf keinen Fall darf er fallen.
4. Partner informieren
Auch der Tauchpartner sollte von dem Diabetes wissen, für die Anzeichen eines Unterzuckers sensibilisiert sein und wissen, was im Notfall zu tun ist. Wichtig: ein Taucherzeichen für niedrigen Zucker vereinbaren. Ein mit Daumen und Zeigefinger gebildetes "L" steht für "low sugar". Der Tauchpartner muss den Tauchgang jederzeit abbrechen dürfen, wenn sich der Taucher mit Diabetes seltsam verhält oder es zu einem Zwischenfall kommt.
5. Im Notfall auftauchen
Beim Tauchen mit Diabetes gilt es, immer für den Notfall orale Glukose als Gel oder eine glukosehaltige Flüssigkeit dabeizuhaben. Gleiches gilt für den Tauchpartner. Tatsächlich lässt sich ein solches Gel mit etwas Übung auch unter Wasser einnehmen. "Ich empfehle das aber nicht", so Prohaska. "Lieber kontrolliert aufsteigen, sobald man oben ist, die Weste aufblasen und dann die Glukose in Ruhe einnehmen."
6. Abends Zucker checken
Sport besitzt eine blutzuckersenkende Wirkung, die noch Stunden nach der Aktivität auftreten kann. Unterzuckerungen in der Nacht sind keine Seltenheit. Das gilt auch speziell fürs Tauchen. Deshalb am besten nach dem Tauchgang den Blutzucker über längere Zeit eng maschig konrollieren – eventuell sogar mit Wecker.
7. Gang zum Arzt
Statt im freien Gewässer die ersten Versuche besser im Schwimmbad durchführen. Außerdem brauchen Menschen mit Diabetes wie alle anderen auch eine Tauchtauglichkeitsuntersuchung von einem Arzt. Zusätzlich kommen hier noch die Blutzuckerwerte der vergangenen 6 Monate, der aktuelle HbA1c-Wert, Befunde zu Folgeerkrankungen und ein Belastungs-EKG hinzu.
Das sollte man beim Tauchen mit Diabetes lassen
- Keine Tauchgänge, bei denen ein Dekompressionsstopp eingehalten werden muss. Beim Auftauchen darf eine bestimmte Geschwindigkeit nicht überschritten und in bestimmten Tiefen müssen Wartezeiten eingehalten werden. Wer wegen Problemen unter Wasser schnell auftauchen muss, riskiert einen Tauchunfall mit schlimmstenfalls schweren neurologischen Symptomen.
- Nicht tiefer als 30 Meter tauchen, da sich die Symptome eines Tiefenrauschs und einer Hypoglykämie ähneln.
- Nicht länger als 60 Minuten tauchen. Wer länger als eine Stunde Sport treibt, muss zwischendurch Kohlenhydrate zu sich nehmen.
- Keine langen Tauchgänge in kaltem Wasser. Bei Auskühlung verbraucht der Körper mehr Glukose.
- Höhlentauchgänge sind tabu, da man bei Anzeichen einer Hypoglykämie jederzeit auftauchen können muss.
- Alkohol vermeiden – und zwar vor und nach dem Tauchen. Alkohol erhöht die Gefahr einer Unterzuckerung.