Thema der Woche: Venenleiden behandeln

Der Körper besteht zu etwa 70 Prozent aus Wasser, wobei sich der größte Teil außerhalb der Blutgefäße im Gewebe befindet. Ist das Gleichgewicht zwischen Gewebsflüssigkeit und Blut gestört, kommt es vermehrt zu Ödemen. „Frauen leiden aufgrund ihres schwächeren Bindegewebes und hormoneller Einflüsse häufiger darunter als Männer“, so Dr. Isabel Justus, Geschäftsführerin der Apothekerkammer Bremen. Das Problem betrifft vereinzelt auch Jüngere, spielt aber mit zunehmendem Alter eine immer größere Rolle. Gerade schwere Verlaufsformen treten bei älteren Patienten auf. „Wer zudem viel sitzt oder hauptsächlich steht und sich tagsüber wenig bewegt, hat abends mit geschwollenen, schweren Beinen zu kämpfen“, erklärt Justus. Schwangere leiden oftmals besonders zum Ende der Schwangerschaft hin unter Ödemen. Dafür sind nicht nur die Hormone verantwortlich, sondern auch der erhöhte Druck auf die großen Venen im Bauchraum.

Unbehandelt schreitet das Venenleiden fort

Rund 50 Prozent der Männer und 63 Prozent der Frauen sind von sogenannten schweren Beinen betroffen. In der Regel sind die Schwellungen harmlos und verschwinden wieder, sobald die Beine eine Zeitlang hochgelegt wurden. „Dauerhaft dicke Beine oder sogar Verfärbungen können allerdings auch Zeichen von einer chronisch venösen Insuffizienz sein und sollten dringend vom Hausarzt oder Venenspezialisten abgeklärt werden“, rät Justus. Unbehandelt schreitet das Venenleiden fort und kann im schlimmsten Fall zum offenen Bein führen. „Je eher eine chronisch-venöse Insuffizienz behandelt wird, desto besser sind die Chancen, das Leiden so gut wie möglich einzudämmen“, erklärt Justus.

„Bewegung ist hier schon einmal das A und O“, so Justus. „Gerade an heißen Tagen sollten lange Sitz- und Stehphasen vermieden werden. Zwischendurch herumlaufen oder die Mittagspause für einen kleinen Spaziergang zu nutzen, tut den Beinen genauso gut wie ein paar Minuten hochlegen.“ Weitere wirkungsvolle Maßnahmen, um den Beinen auf die Sprünge zu helfen, sind beispielsweise Treppen steigen statt Fahrstuhl fahren, Kneippen (Wassertreten), kalte Beingüsse, oder Fußgymnastik. Dazu mit den Füßen von vorne nach hinten wippen oder die Füße kreisen lassen.

Pflanzliche Präparate stärken die Blutgefäße

In der Apotheke gibt es zudem zahlreiche pflanzliche Arzneimittel mit den Wirkstoffen des Roten Weinlaubs, der Rosskastaniensamen, des japanischen Schnurbaums oder auch des Mäusedornwurzelstock, deren positive Wirkungen durch klinische Studien belegt sind. So konnte anhand einer Studie gezeigt werden, dass die Abschwellung der Unterschenkel nach Einnahme von Rosskastanien-Extrakt vergleichbar mit einer Kompressionstherapie war. Wirkstoffe wie Aescin und Oxerutin wirken der Schwellung entgegen, sind kapillarabdichtend und wirken antientzündlich. „Pflanzliche Venentherapeutika sollten allerdings ausreichend hoch dosiert sein und regelmäßig über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, da die Wirksamkeit der Arzneimittel erst nach einigen Wochen der Einnahme eintritt“, so Justus.

Kühlende Cremes können – schon morgens aufgetragen – ebenfalls für ein angenehmeres Gefühl sorgen, ebenso wie das Tragen von Stützstrümpfen, die in der Apotheke erhältlich sind. Hier gibt es allerdings klare Unterschiede zu medizinischen Kompressionsstrümpfen, die individuell im Orthopädie- oder Sanitätshaus angepasst und von den Krankenkassen bezuschusst werden. „Auch, wenn es gerade im Sommer unangenehm ist, die Strümpfe zu tragen, sorgen sie – regelmäßig angezogen – für eine verbesserte Venenfunktion“, gibt die Fachapothekerin zu bedenken. Die Kompressionstherapie kann mit der Einnahme von pflanzlichen Arzneimitteln kombiniert werden.

AK Bremen