ArzneimittelGesundheit

Tierische Medizin-Muffel überlisten

Natascha Koch  |  01.08.2023

Sind Fellnasen krank und brauchen Medizin, haben ihre Besitzer oft ihre liebe Not: Viele Hunde und Katzen misstrauen Tabletten, lehnen sie ab oder spucken sie wieder aus. Was tun?

Kleiner Hund beim Tierarzt.
Die wenigsten Vierbeiner nehmen freiwillig Medizin. Mit ein paar Tricks lassen sie sich überlisten.
© SeventyFour/iStockphoto

Schmackhafte Kautabletten: Für Hunde und auch für Katzen gibt es manche Medikamente als Kautabletten, die extra so hergestellt wurden, dass sie den Tieren gut schmecken. "Wenn es möglich ist, diese zu nehmen, ist das natürlich die einfachste Variante", erklärt Dr. Ursula von Einem vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte.

Im Futter verstecken: Man kann die Tablette auch in einem Stück Fleisch oder Wurst verstecken oder sie mit Leberwurst einschmieren. Manchmal reicht es auch, die Tablette über Nacht in einem Behälter mit Trockenfutter zu platzieren, damit diese den Geruch des Futters annimmt. Nicht alle Vierbeiner lassen sich jedoch so leicht austricksen und lassen die Tablette trotzdem links liegen – vor allem Katzen. Dann muss man es mit anderen Kniffen versuchen.

Leckerchen werfen: Fängt Ihr Hund Leckerlis, die Sie im zuwerfen? Dann können Sie dieses Spiel nutzen, um Ihrem Tier dabei die Tablette unterzujubeln: Werfen Sie zwei bis drei Leckerlies zu und als Viertes die Tablette – bevor der Hund merkt, dass es gar kein Leckerli war, ist die Tablette hoffentlich schon geschluckt.

Mogelpackung: Für Tiere gibt es auch spezielle Futtermittel, in denen sich Tabletten verstecken lassen. Dabei handelt es sich um eine formbare und schmackhafte Masse für Hunde und Katzen, in die man die Pille hineinstecken kann. "Es ist sinnvoll, dem Tier schon ein paar leckere Happen ohne Tablette zu geben. Im besten Fall merkt es dann gar nicht, dass im nächsten Leckerli die Tablette steckt", sagt Tierärztin von Einem.

Tabletten zerkleinern: Bestimmte Arzneien dürfen auch zerkleinert oder in Wasser aufgelöst werden. "Das muss aber immer mit dem Tierarzt abgesprochen werden, weil nicht jedes Medikament dazu geeignet ist. Tabletten mit verzögerter Wirkstofffreisetzung dürfen zum Beispiel nicht zerkleinert werden", weiß die Expertin. Hat der Tierarzt grünes Licht gegeben, lässt sich die Medizin zum Beispiel mit einem Mörser zerkleinern und direkt ins Nassfutter mischen. "Wenn das Tier nicht viel Appetit hat, sollte man die Medizin nur in eine kleine Portion geben, damit auch die komplette Tablette im Tier ankommt." Bei Katzen, die Medizin gegenüber oft besonders skeptisch reagieren, kann es helfen, die zerkleinerte Tablette in die geleeartige Masse des Nassfutters zu geben, weil diese den Tieren besonders gut schmeckt.

In Wasser auflösen: Einige Medikamente können die Frauchen und Herrchen auch in Wasser auflösen und mit einer stumpfen Plastikspritze direkt ins Maul des Tieres geben. Auch bei dieser Taktik sollte man vorher mit dem Tierarzt Rücksprache halten, weil dies nicht mit jedem Arzneimittel funktioniert.

Direkt ins Maul geben: Muss die Tablette als Ganzes gegeben werden und fällt das Tier nicht auf die Futter-Tricks rein, kann man versuchen, die Pille direkt ins Maul zu geben. "Fasst man einem Hund von hinten um den Kopf und drückt die Lefzen gegen die Zähne, bleibt das Maul offen", erklärt von Einem. Dann lässt sich die Tablette in den Hals geben, eventuell auch mittels einer speziellen Eingabehilfe, die es bei vielen Tierärzten gibt. Dieses Prozedere funktioniert auch bei Katzen, dafür braucht es aber in der Regel noch einen zweiten Helfer, der die Pfoten des Tieres zum Beispiel mit einem Handtuch zusammenhält. "Katzen sind eigenwilliger als Hunde und neigen bei solchen Aktionen sehr dazu, sich zu wehren und zu kratzen", sagt die Tierärztin.

Medizin im Fell verteilen: Sollte keine dieser Maßnahmen funktionieren, lohnt der Versuch, die zerkleinerte Tablette − wenn man sie zerkleinern darf − auf dem Fell des Tieres zu verteilen. Sowohl Hunde als auch Katzen lecken sich im Rahmen der Fellpflege regelmäßig und nehmen damit auch das Medikament auf. "Dabei lässt sich allerdings nicht genau sicherstellen, dass die gesamte Dosis der Medizin auch im Tier ankommt", warnt von Einem. Am besten spricht man mit dem Tierarzt, bevor man zu dieser Methode greift.

Medizin-Ritual: Bei Tieren, die regelmäßig Medikamente einnehmen müssen, empfiehlt die Tiermedizinerin, ein festes Ritual zu etablieren. "Am besten immer zur gleichen Uhrzeit – zuerst spielt oder kuschelt man ein wenig mit dem Tier, dann gibt es ein Leckerchen, dann ein Leckerchen mit Tablette, dann wieder ein Leckerchen", erklärt von Einem.

Medizin-Training: Es hilft nicht nur in Sachen Medikamenten, Tieren von klein auf beizubringen, bestimmte Kommandos zu befolgen, zum Beispiel, das Maul zu öff nen oder das Bein anzuheben und die Pfoten zu zeigen. So kann man sie auch einfacher auf Verletzungen untersuchen.

Ruhe bewahren: Je gestresster Frauchen oder Herrchen bei der Gabe von Medikamenten reagieren, desto weniger kooperativ verhält sich das Tier. Daher nimmt man sich am besten ausreichend Zeit und geht die Situation so gelassen wie möglich an – auch wenn das heißt, dass die Medizin etwas später als geplant gegeben wird.

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