19.02.2015
Die Positionen der „sanitären Anlagen“ im Ameisenbau folgen einem Muster. Fast alle Ameisen verlegten ihre Toiletten in Eckpunkte des jeweiligen Nests. „Für Ameisen, die genau wie Menschen in dicht gedrängten Gemeinschaften leben, ist Hygiene ein großes Problem“, betont Dr. Tomer Czaczkes, der die Regensburger Studie geleitet hat. „Normalerweise halten sie deshalb ihr Nest sehr sauber und werfen Müll und Abfälle – auch Leichen – zügig aus ihrer Behausung.“ Dem Ameisen-Forscher und seinen Kollegen fiel allerdings etwas auf: In den weißen Nestern aus Gips, in denen sie Ameisen hielten, bildeten sich häufig deutlich braune Flecken, die verdächtig nach Fäkalien aussahen. Um dieser Beobachtung auf den Grund zu gehen, gaben die Forscher den Ameisen Zuckerwasser als Futter, das entweder mit roter oder blauer Nahrungsmittelfarbe eingefärbt war. Das Resultat war eindeutig: In jedem Nest verfärbten sich eine oder zwei Ecken; und zwar in der Farbe, mit der das jeweilige Zuckerwasser koloriert wurde.
Aber warum gehen die Tiere nicht nach draußen, um ihre Notdurft zu erledigen? „Hier stehen wir noch vor einem Rätsel“, gibt Czaczkes zu. „Gerade auch vor dem Hintergrund, dass einige Ameisenarten ihren Bau sogar mit Säure sterilisieren, um penibel für Sauberkeit zu sorgen.“ Die Zoologen vermuten, dass die Fäkalien vielleicht einen gewissen Nutzen für die Ameisen haben könnten. „Einzelne Insekten nutzen Fäkalien als Verteidigungswaffe, Baumaterial, Wegmarkierung oder als Dünger für ihre Pflanzen“, erklärt Czaczkes. Somit ist es denkbar, dass die erstmals nachgewiesenen Ameisen-Toiletten als Lager für nützliche Nährstoffe dienen. „Möglich ist aber natürlich auch, dass die Ameisen einfach keine Lust haben, draußen auf die Toilette zu gehen“, so Czaczkes.
RF