Alkohol verändert viele Abläufe im Körper. Bei einem Glas mit Freunden genießen viele Menschen seine Wirkung. Doch ein Wein oder Bier hebt nicht nur die Stimmung. Alkohol beeinflusst auch den Blutzuckerspiegel und kann bei Diabetikern mitunter zu gefährlichen Unterzuckerungen führen. Denn unter Alkoholeinfluss ist die Neubildung von Zucker in der Leber deutlich erniedrigt.
Anfänglich kann die Leber zwar noch auf Zuckerreserven im Körper zurückgreifen, längerfristig gelingt es aber nicht mehr, neue Zuckermoleküle zu produzieren. So besteht vor allem bei Diabetikern, die Insulin spritzen, ein Risiko zu unterzuckern. Die Gefahr ist aber auch bei manchen Diabetes-Medikamenten gegeben – vor allem bei Sulfonylharnstoffen wie Glimepirid, Glibenclamid oder Repaglinid. Unproblematisch sind modernere Substanzen wie SGLT-2 Hemmer (Empagliflozin, Dapagliflozin), Gliptine (Sitagliptin, Saxagliptin) und Metformin. Der Diabetologe kann individuell über den Einfluss der Medikamente beraten.
Zucker unter Kontrolle
Besonders schwere Folgen hat es, wenn man Alkohol auf nüchternen Magen trinkt, da die Glukosespeicher geleert sind, oder gar nach körperlicher Anstrengung. Durch die verbesserte Durchblutung beim Sport steigt der Alkoholspiegel im Blut schneller an, außerdem senkt die sportliche Betätigung den Blutzucker ab. Eine große Gefahr stellt auch die sogenannte Spätunterzuckerung dar, die noch zehn bis 20 Stunden nach starkem Alkoholkonsum auftreten kann. Dabei treten neben nächtlichen Unterzuckerungen auch schwere Unterzuckerungen am Folgetag auf.
Trotz aller Risiken spricht bei den meisten Diabetikern nichts dagegen, sich hin und wieder ein Gläschen zu gönnen. Wer ein paar Dinge beachtet, läuft auch nicht Gefahr zu unterzuckern:
Das steckt pro Glas in alkoholischen Getränken
- Gut dosieren: Als Faustregel gelten für Frauen ein kleines Standardglas, für Männer zwei Gläser eines alkoholischen Getränks als unproblematisch. Beim Bier entspricht ein Glas von 300 Millilitern (ml), bei Wein von 125 ml, beim Apfelwein oder Most von 250 ml dem Standard. Das ergibt eine Alkoholmenge von 12 Gramm bei Frauen beziehungsweise 24 Gramm bei Männern.
- Richtig wählen: Trockene Wein- und Sektsorten sowie normales Bier bevorzugen. Lieblicher Wein, Liköre oder Cocktails enthalten zusätzlich viele Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel rasch in die Höhe treiben. Auch in alkoholfreiem Bier stecken sehr viele Kohlenhydrate. Es eignet sich nicht als Alternative für Diabetiker.
- Zwischendurch essen: Am besten zum Getränk eine Kleinigkeit essen. Gut sind Kohlenhydrate, die langsam ins Blut übergehen und so einer späteren Unterzuckerung entgegenwirken. Das kann ein belegtes Brot sein, aber auch Vollkornknäckebrot zum Knabbern schmeckt gut.
- Für die Nacht vorsorgen: Für Diabetiker, die Insulin spritzen, empfiehlt es sich, mit einem etwas erhöhten Blutzuckerwert zu Bett zu gehen. Wenn es mehr Alkohol war, können es 180 bis 200 mg/dl sein.
Dann schadet Alkohol
Auch wenn mäßiger Alkoholgenuss in den meisten Fällen kein Problem darstellt, schadet regelmäßiges Trinken dem Körper. Je hochprozentiger der Alkohol ist und je mehr man trinkt, desto stärker die Belastung . Nicht selten schädigt er die Nerven – für den Diabetiker ist dies besonders prekär. Denn auch die Zuckerkrankheit selbst kann die Nerven angreifen; Ärzte sprechen von einer diabetischen Polyneuropathie. Liegen bereits Nervenschäden vor, verzichtet man lieber auf Alkohol. Er ist ein Zellgift, das eine Polyneuropathie noch verschlechtert. Durch zu viel Alkohol nimmt auch das Herz Schaden, die Bauchspeicheldrüse ist durch Entzündungen gefährdet und nicht zuletzt kann eine Leberzirrhose entstehen. Übrigens: Wer abnehmen möchte, trinkt Alkohol am besten nur in Ausnahmefällen. Er enthält nicht nur jede Menge Kalorien, sondern regt auch den Appetit an und verhindert den Abbau des Fettes im Körper.
Diabetologin Dr. Ingrid Helmstädter