10.12.2014
„Wir denken immer, Fußballtrainer seien Meister der Taktik. Wenn ihr Team aber hinter den Erwartungen zurückliegt, dann fällen sie zuweilen ungünstige Entscheidungen“, sagt Professor Dr. Daniel Schunk von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seine Analyse zeigt, dass Fußballtrainer wesentlich häufiger zu einer offensiveren Strategie übergehen, wenn ihr Team unerwartet zurückliegt. Doch das verschlimmere die Lage meist noch. Steht es beispielsweise unerwartet 0:1, dann wechseln sie vermehrt Stürmer gegen Verteidiger ein – mit negativen Konsequenzen: Die Tordifferenz verschlechtert sich um 0,3 Tore pro offensivem Wechsel. Das heißt, dass derartige Wechsel die Anzahl der Gegentore stärker erhöhen als die Anzahl der selbst geschossenen Tore. Zudem mussten die Schiedsrichter bei einem unerwarteten Rückstand wesentlich mehr Regelverstöße ahnden. „Die Spieler haben während dieser Zeit 14 Prozent mehr gelbe oder rote Karten pro Minute erhalten, das ist ein sehr signifikanter Unterschied“, ergänzt Schunk.
Spieler und Trainer erhalten große Summen, um jede Woche vor einem riesigen Publikum zu spielen, erklären die Forscher. Das könne psychischen Stress verursachen und irrationales Verhalten auslösen, indem ein zu großes Risiko eingegangen wird, falls die Erwartungen nicht erfüllt werden. Die Wissenschaftler werteten in 12 Saisons der deutschen Bundesliga und der britischen Premier League 8.200 Spiele mit insgesamt 22.460 Toren, 42.359 Einwechslungen und 30.694 gelben und roten Karten aus. Ihre Ergebnisse erscheinen demnächst in der Fachzeitschrift Management Science.
RF