Apotheker Rüdiger Freund
|
17.07.2024
Die Wahrscheinlichkeit, in den ersten sechs Monaten der Einnahme deutlich Gewicht zuzunehmen, liegt beim Wirkstoff Bupropion um 15 bis 20 Prozent niedriger als bei Sertralin, dem in den USA am häufigsten verwendeten Mittel gegen Depressionen. Das schreibt die US-amerikanische Forschungsgruppe im dem Fachmagazin Annals of Internal Medicine. Für Escitalopram, Paroxetin, Duloxetin, Venlafaxin und Citalopram lag die geschätzte 6-Monats-Gewichtszunahme im Vergleich zu Sertralin etwas höher – zwischen 0,17 und 0,41 Kilogramm. Fluoxetin lag etwa gleichauf und Bupropion 0,22 kg darunter.
Die Ergebnisse zeigten auch, dass ein großer Prozentsatz der Patienten ein Medikament einnahm, das zu einer stärkeren Gewichtszunahme führte als Alternativen, die derselben Wirkstoffklasse angehören. Beispielsweise zählen Sertralin, Escitalopram und Paroxetin allesamt zu den sogenannten selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (SSRI), der gängigsten Art von Antidepressiva. Bei Escitalopram und Paroxetin bestand in den ersten sechs Monaten jedoch ein etwa 15 Prozent höheres Risiko für eine Gewichtszunahme als bei Sertralin.
Mehrere Möglichkeiten zur Auswahl
"Patienten und ihre Ärzte haben oft mehrere Möglichkeiten, wenn sie zum ersten Mal ein Antidepressivum einnehmen. Diese Studie liefert wichtige Erkenntnisse aus der Praxis über das Ausmaß der Gewichtszunahme, die nach der Einnahme einiger der gängigsten Antidepressiva zu erwarten ist", sagte der Hauptautor Joshua Petimar, vom Harvard Pilgrim Health Care Institute.
Seine Gruppe nutzte elektronische Gesundheitsdaten von 183.118 Erwachsenen im Alter von 18 bis 80 Jahren, die Antidepressiva neu verschrieben bekommen hatten. Sie betrachtete eine Gewichtszunahme von 5 Prozent oder mehr als klinisch bedeutsam.
Gewichtszunahme ist häufige Nebenwirkung
Antidepressiva gehören zu den am meisten verschriebenen Medikamenten. Eine häufige Nebenwirkung ist die Gewichtszunahme, die den Stoffwechsel der Patienten langfristig beeinflussen kann und manche dazu veranlasst, ihr Medikament abzusetzen. Hiervon ist allerdings dringend abzuraten. Das Ändern der Dosis oder Absetzen des Arzneimittels bedarf immer der Einschätzung des behandelnden Arztes.
Quelle: DOI 10.7326/M23-2742