14.11.2013
Sind Sie Ihrem Arzt oder Apotheker schon einmal beim Einkaufen begegnet und brauchten ein paar Sekunden, um das vertraute Gesicht zuzuordnen? Hätte er oder sie in diesem Moment einen weißen Kittel getragen, hätten Sie wohl sofort gewusst, wer es ist. Warum wir länger brauchen, ein bekanntes Gesicht in einem ungewohnten Kontext wiederzuerkennen, haben Forscher der Universität London untersucht.
Die Studienteilnehmer waren relativ gut darin, ein Gesicht wiederzuerkennen, das sie schon ein paarmal gesehen hatten. Allerdings spielte auch der Kontext, in dem das Gesicht auftauchte, eine Rolle. Sahen die Testpersonen zuvor viele unbekannte Gesichter, gaben sie auch bei einem eigentlich vertrauten Gesicht eher an, dass es ihnen unbekannt sei. Das war selbst dann so, wenn sie dieses Gesicht zuvor schon mehrmals gesehen und auch als bekannt eingestuft hatten, berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Nature Communications.
Offenbar hängt es mit zwei voneinander unabhängigen Gehirnprozessen zusammen, die in unterschiedlichen Hirnregionen ablaufen, wenn wir uns ein Gesicht einprägen beziehungsweise es wiedererkennen. Der Studienautor Dr. Matthew Apps erklärt es so: „Ein spindelförmiger Bereich des Schläfenlappens ist daran beteiligt, neue Informationen über Gesichter zu erlernen und die Vertrautheit zu erhöhen.“ Davon unbeeinflusst arbeitet eine andere Hirnregion, die in einer Furche im Schläfenlappen liegt. Diese mache quasi die Ansage, ob wir ein Gesicht wiedererkennen - unabhängig davon, ob wir mit ihm tatsächlich vertraut sind oder nicht, so der Psychologe.
Für ihre Studie hatten Testpersonen Gesichter von Menschen gezeigt bekommen, die sie noch nie zuvor gesehen hatten. Einige der Gesichter wurden ihnen mehrmals, aus unterschiedlichen Blickwinkeln präsentiert. Die Aufgabe der Studienteilnehmer bestand darin, anzugeben, ob sie diese Personen schon einmal gesehen hatten oder nicht. Gleichzeitig wurde ihr Gehirn gescannt.
HH