Dr. Karen Zoufal
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06.04.2021
Ein Vergleich der Immunantworten von älteren Personen und Menschen mit chronischen Viruserkrankungen wie HIV mit und ohne Therapie zeigte, dass Virusinfektionen das Immunsystem quasi altern lassen: In beiden Fällen kam es zu ähnlichen Veränderungen wie einem nachlassenden Gedächtnis der Immunzellen, vermehrten Entzündungsreaktionen sowie einer geringeren Empfindlichkeit für virushemmende Botenstoffe des Immunsystems.
Bei Menschen mit HIV kam es trotz einer dauerhaften Behandlung mit virusunterdrückenden Medikamenten zu solchen Fehlregulationen des Immunsystems. Die Behandlung von Hepatitis C stellte die Empfindlichkeit gegenüber virushemmenden Botenstoffen des Immunsystems dagegen zumindest teilweise wieder her. Das zeigt, dass das Immunsystem eine gewisse Flexibilität hat.
„Chronische Entzündungen aufgrund von Funktionsstörungen des Immunsystems sind mit vielen Alterskrankheiten verbunden. Sowohl das Altern als auch chronische Virusinfektionen hinterlassen tiefgreifende Spuren im Immunsystem“, resümiert Studienautor Prof. Dr. David Furman vom kalifornischen Buck-Institut für Altersforschung. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Zeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht.
Bei akuten Virusinfektionen wie Erkältungen und Grippe ist der Körper normalerweise in der Lage, die Infektion zu beseitigen, und das Immunsystem produziert Antikörper, die vor ähnlichen Infektionen schützen. Neben Hepatitis C- und HI-Viren gibt es weitere, die sich dauerhaft im Körper einrichten, wie das Cytomegalievirus, das für gesunde Personen harmlos ist und nur bei Schwangeren oder Personen mit einem geschwächten Immunsystem problematisch ist. Auch verschiedene Herpesviren, die Lippenbläschen, Pfeiffersches Drüsenfieber, Windpocken und Gürtelrose verursachen, können zu chronischen Infektionen führen. Ob auch Covid-19 einen nachhaltigen „Fußabdruck“ im Immunsystem hinterlässt, ist bislang unklar.
Quelle: 10.1073/pnas.2022928118