01.07.2013
Hinter dem Ganzen steckt ein Prinzip, das Psychologen als "stereotype threat", also eine Bedrohung durch negative Stereotypen, bezeichnen. Die Theorie besagt, dass Menschen, die befürchten, anhand von negativen Klischees beurteilt zu werden, sich unabsichtlich so verhalten, dass diese Vorurteile bestätigt werden. Ein solches Klischee ist zum Beispiel, dass ältere Menschen senil und vergesslich werden, beziehungsweise unter altersbedingten Gedächtnislücken leiden. Tatsächlich verschlechtern sich kognitive Prozesse mit dem Alter. "Wird aber jeder vergessliche Moment mit dem Älterwerden in Verbindung gebracht, verstärkt dies die Gedächtnisprobleme noch", sagt Hauptautorin Sarah Barber von der University of Southern California.
Allerdings lässt sich dieser Effekt auch umkehren, wie Barber und Kollegen im Fachblatt Psychological Science berichten. Sie hatten Gedächtnistests mit Erwachsenen zwischen 59 und 79 Jahren durchgeführt. Ein Teil der Studienteilnehmer hatte zuvor einen Artikel über Gedächtnisverlust bei älteren Menschen gelesen. Darüber hinaus erhielt ein Teil der Testpersonen eine Belohnung in Form von Geld für jedes erinnerte Wort, andere verloren Geld bei jedem vergessenen Wort.
Gab es etwas zu gewinnen, wirkten sich Artikel über das Älterwerden negativ aus. Ging es jedoch darum, einen Verlust, der mit dem Vergessen von Wörtern zusammenhing, zu vermeiden, drehten sich die Ergebnisse um: Teilnehmer, die zuvor an das Altern und damit einhergehende Gedächtnisprobleme erinnert wurden, schnitten auf einmal deutlich besser ab als jene, die nicht mit dem Klischee konfrontiert worden waren. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Bedrohung durch Stereotypen das Gedächtnis älterer Menschen verbessern kann, wenn es in der Aufgabe darum geht, einen Verlust zu vermeiden", sagt Barber.
HH