17.04.2012
An vier Samstagen hatten die Forscher abends die Bars aufgesucht und dort insgesamt 2.970 Männer und Frauen nach ihren Tätowierungen oder Piercings befragt. Anschließend bestimmten sie bei den Freiwilligen den Atemalkohol mit einem Messgerät, wie es ähnlich die Polizei bei Verkehrskontrollen benutzt. Bei Bar-Besuchern mit Körperverzierungen maßen die Wissenschaftler in der ausgeatmeten Luft durchschnittlich mehr Alkohol als bei Menschen ohne Körperverzierungen.
"Eine Reihe früherer Studien hat gezeigt, dass gepiercte oder tätowierte Menschen eher zu riskantem Verhalten neigen, als andere", sagte Nicolas Guétguen, Professor für Sozialverhalten an der Université de Bretagne-Sud in Lorient und Mitautor der Studie. Unter riskantem Verhalten verstehen Wissenschaftler laut Guéguen zum Beispiel ungeschützten Sex, Kämpfe, Diebstahl und Alkoholkonsum.
Der Sozialwissenschaftler schlägt vor, dass Erzieher, Eltern und Ärzte Tattoos und Piercings als mögliche Anzeichen für verstärktes Trinken betrachten sollten. Sie sollten den Körperschmuck zum Anlass nehmen, um mit den entsprechenden Personen über zu hohen Alkoholkonsum und andere riskante Verhaltensweisen zu sprechen.
Myrna Armstrong, emeritierte Professorin an der Texas Tech University Health Sciences Center und Autorin einiger von Guéguen zitierten Studien, zeigte sich hingegen besorgt gegenüber Verallgemeinerungen. In Nordamerika seien diejenigen, die am häufigsten mit Tattoos oder Piercings herumlaufen, junge Menschen zwischen 13 und 25 Jahren. Diese hätten allein schon wegen ihres Alters und der damit verbundenen Experimentierfreude ein höheres Risiko fürs Trinken. Nicht wegen einer Tätowierung solle man daher das Gespräch suchen, sondern weil jemand vielleicht aufgrund des Alters weniger risikobewusst sei.
HH