Am 24. Dezember um 8:20 Uhr sperrt Apothekerin Manuela Lenz* die Geschäftstür der Hubertus-Apotheke* auf. Noch ist der Ort ruhig, und nur wenige Menschen sind auf der Straße zu sehen. Die kleine Gemeinde am Fuße der bayerischen Alpen erwacht langsam an diesem Weihnachtstag. Der Morgen beginnt mit Routine: Computer und die elektrische Eisenbahn im Schaufenster starten. Sie zuckelt quietschend los. Jedes Jahr wird die Bahn zum Nikolaustag installiert, dann fährt sie bis zum Dreikönigstag unermüdlich hin und her. Mittlerweile ist sie eine kleine Attraktion im Ort, auf die sich besonders die kleinen Kinder freuen. Sie drücken ihre Nasen gegen die Schaufensterscheibe und betrachten die Bahn. Über der winterlichen Eisenbahnlandschaft baumeln aus Papier gebastelte Schneeflocken von der Decke. Veronika Heuser*, die Apothekenhelferin, hat das Schaufenster liebevoll dekoriert, kleine Spielzeugfiguren und -tiere in Szene gesetzt.
Großer Andrang vor dem Fest
Die ersten Kunden kommen herein. "Ach, wie schön, dass Sie schon offen haben! Ich bräuchte ein paar Kopfschmerztabletten", bittet die Frau. Dann geht es munter weiter: Patienten, die ihre Rezepte einlösen, erkältete Menschen, die etwas gegen ihre Beschwerden brauchen. Wie gut, dass mittlerweile noch weitere Verstärkung eingetroffen ist. Die Pharmazeutisch-technischen Assistentinnen Christine Wagner* und Stephanie Mann* stehen Manuela Lenz nun auch zur Seite. Ab 10 Uhr wird noch die Apothekerin Silke Storz* mitarbeiten, denn erfahrungsgemäß kommt es zwischen 10 und 12 Uhr zum größten Andrang.
Veronika Heuser hat inzwischen die über Nacht gelieferten Waren eingebucht, sie in Schubladen und Regale aufgeräumt, weitere Geschenkideen fertig verpackt und Geschenk-Gutscheine vorbereitet. Mit einer schweren Kiste kommt sie nun zu den Kolleginnen nach vorne. In der Kiste: die Weihnachtsgeschenke für die Kunden. Dieses Jahr gibt es ein Stabfeuerzeug als Präsent. Jeder Kunde bekommt es mit guten Wünschen für die Festtage und für das neue Jahr überreicht.
Mittlerweile herrscht geschäftiges Treiben, die Kunden müssen warten, bis sie an der Reihe sind, und das Telefon klingelt nahezu ununterbrochen. Trotzdem stiehlt sich Manuela Lenz für einen kurzen Moment nach hinten. Sie braucht eine Stärkung und nascht vom Plätzchenteller, den eine liebe Stammkundin gestern vorbeigebracht hat. Ihre Pause währt nur kurz, denn Christine Wagner bittet um ihre Hilfe: "Vorne stehen Urlauber, sie sprechen nur gebrochen Englisch. Ich glaube, sie haben ihre Arzneimittel zu Hause vergessen." Es handelt sich um Urlaubsgäste aus Tschechien, die die Blutzucker-Teststreifen für ihr zuckerkrankes Mädchen daheim liegen gelassen haben. Nur noch wenige Streifen finden sich im Etui des Messgerätes. Sie reichen dem achtjährigen Kind nicht über die Feiertage. Lenz gibt den verzweifelten Eltern zu verstehen, dass sie diese Teststreifen zwar leider nicht vorrätig hat, aber gerne bestellen kann. Sie könnten die Streifen sogar schon morgen abholen, da die Apotheke Notdienst hat. Ungläubig und dankbar verabschieden sich die Eltern auf Deutsch: "Frohe Weihnachten!"
Frohe Weihnachten für das Team
"Ein gesegnetes Weihnachtsfest", das wünscht sich auch das Team, als alle nach Hause gehen. Fast doppelt so viele Kunden wie an einem normalen Vormittag hat die Hubertus-Apotheke heute versorgt. "Jetzt kann das Christkind kommen! Und ich glaube, für die tschechische Familie waren wir heute das größte Geschenk", meint Wagner schmunzelnd.
Apothekerin Christina Brunner