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13.04.2023
In den USA nehmen sehr viele Menschen Opioid-haltige Schmerzmittel ein – häufig wird von einer Opioidkrise gesprochen, da der Missbrauch dieser Medikamente mit Abhängigkeit und Todesfällen einhergeht. Maßnahmen zur Reduzierung der Opioid-Verschreibungen sind jedoch umstritten, weil man befürchtet, dass dadurch die Suizidrate steigen könnte. Doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein.
Die Verschreibung von Opioiden ging in den USA zwischen 2009 und 2017 zurück. Im selben Zeitraum stieg die Anzahl der Suizidtoten von 13,80 auf 16,36 pro 100.000 Personen – auf den ersten Blick ein klarer Zusammenhang. Ein genauerer Blick zeigte jedoch: Regionen in den USA mit dem größten Rückgang von Opioid-Verschreibungen hatten auch den größten Rückgang bei Suizidtodesfällen. Dies berichten die Forschenden in dem Fachmagazin „American Journal of Psychiatry“. Die Auswertung lässt vermuten, dass die Suizidrate noch schneller angestiegen wäre, wenn die Verschreibung von Opioiden konstant geblieben wäre.
Prof. Dr. Mark Olfson von der Columbia University erklärte: „Die Beziehung zwischen der Verschreibung von Opioiden und dem Suizidrisiko ist komplex. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn Menschen ihre Opioide ausschleichen. Menschen können verzweifeln, wenn ihre Schmerzen nicht unter Kontrolle sind. Opioide bringen jedoch ein größeres Risiko für eine Überdosierung mit sich als jede andere Medikamentenklasse. Etwa 40 Prozent der Suizide in den USA sind auf Opioide zurückzuführen.“ Er schätzte: „Wenn die Pro-Kopf-Verschreibung von Opioiden von 2009 bis 2017 konstant geblieben wäre, hätte es 2017 schätzungsweise 10,5 Prozent mehr Selbsttötungen im Zusammenhang mit Opioiden gegeben.“
Quelle: DOI 10.1176/appi.ajp.22020102