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Wenn Angst Schwindel verursacht

10.06.2016

Gerät die Welt um einen herum ins Schwanken, empfinden Betroffene das oft als extrem unangenehm und verunsichernd. Schnell kreisen die Gedanken um körperliche Ursachen, doch kann auch die Psyche zu wiederkehrenden Schwindelattacken führen. Das Fachwort dafür heißt phobischer Schwankschwindel oder schlicht Angstschwindel.

Die Schwindelattacken können ganz plötzlich auftreten oder in Situationen, die Angst auslösen.
Die Schwindelattacken können ganz plötzlich auftreten oder in Situationen, die Angst auslösen.
© philipimage - Fotolia.com

„Der Angstschwindel ist ein eher diffuser Schwindel“, sagt Dr. Frank Bergmann vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) in Krefeld. „Betroffene erleben ihn häufig als Benommenheit, als Unsicherheit auf den Beinen und mangelnde Standfestigkeit, wie wenn man den Kontakt zum Boden verloren hätte.“ Die Schwindelattacken könnten aus heiterem Himmel auftreten oder in Situationen mit typischen Angstauslösern, wie etwa auf Brücken, beim Autofahren, in leeren Räume oder bei Menschenansammlungen. „Veränderungen der Körperhaltung beeinflussen diese Schwindelform kaum“, so Bergmann.

Nicht selten beginnt der Angstschwindel im Zusammenhang mit besonderen psychischen Belastungen, wie etwa Konflikte in der Partnerschaft, der Familie oder im Beruf oder einer anderen Erkrankung. Bei Frauen tritt er bevorzugt zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr, bei Männern zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr auf. Da Schwindelattacken auch viele körperliche Ursachen denkbar sind, bleibt die eigentliche Ursache des Angstschwindels oft lange Zeit unerkannt. Patienten mit phobischem Schwindel reagierten psychisch bedingt übersensibel auf normale kurzzeitige Gleichgewichtsstörungen oder auf unbewusst ablaufende Korrekturen des Gleichgewichts, erklärt Bergmann. Können keine organischen Ursachen ausgemacht werden, seien Nervenärzte oder Psychiater die richtigen Ansprechpartner für psychogene Schwindelformen.

Bereits die Diagnose und Aufklärung habe für Betroffene oft schon einen therapeutischen Effekt. Helfen kann in vielen Fällen eine Verhaltenstherapie. „In dem Bemühen, um eine willentliche Kontrolle des Gleichgewichts, neigen Betroffene zu einer intensiven Selbstwahrnehmung und Selbstbeobachtung. Diese Selbstbeobachtungs-Spirale kann den Schwindel aufrechterhalten und verstärken“, erläutert der Nervenarzt. Im Rahmen einer Psychotherapie kann nach den Ursachen und Auslösern der Schwindelsymptomatik gesucht und an der Lösung der Konflikte gearbeitet werden. In manchen Fällen können zudem Antidepressiva zum Einsatz kommen. Auch Krankengymnastik und Entspannungstrainings seien hilfreich, um die Wiederherstellung eines körperlichen und psychischen Gleichgewichts zu erlangen, so die Erfahrung des Nervenarztes.

psychiater-im-netz.org/HH

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