11.04.2019
Mitarbeiter, die sich tagsüber permanent dazu zwingen müssen, vor Kunden zu lächeln und Verärgerung zu verbergen, trinken neuen Studienergebnissen zufolge nach der Arbeit mehr Alkohol. Wer den ganzen Tag lang seine Emotionen kontrolliert, hat möglicherweise abends weniger Kraft für die Selbstkontrolle.
Ein Forscherteam der Penn State Universität und der Universität von Buffalo in den USA untersuchte die Trinkgewohnheiten von Menschen, die mit Kunden, Patienten oder Schülern arbeiten. Dabei stellten sie fest, dass diese Personen nach der Arbeit mehr Alkohol tranken als andere. „Je mehr negative Emotionen Mitarbeiter bei der Arbeit kontrollieren müssen, desto weniger können sie ihren Alkoholkonsum nach der Arbeit kontrollieren“, sagt Alicia Grandey, Professorin für Psychologie an der Penn State University.
Besonders ausgeprägt war das Trinken bei Menschen mit impulsivem Charakter oder Personen, denen das Verhalten bei der Arbeit stark vorgegeben war. Grandey spekuliert, dass das Unterdrücken von Emotionen eine Menge Selbstbeherrschung erfordert. Später haben die Mitarbeiter möglicherweise nicht mehr viel Selbstkontrolle, um zu regulieren, wie viel Alkohol sie trinken.
Die Ergebnisse deuten zudem darauf hin, dass das berufliche Unterdrücken von Emotionen weniger Probleme verursacht, wenn die Arbeit den Angestellten belohnt, sei es durch die Dankbarkeit der Patienten oder durch Trinkgeld von Kunden. „Krankenschwestern zum Beispiel versuchen, einen Patienten zu trösten oder eine starke Beziehung aufzubauen. Emotionen für einen Kunden vorzutäuschen, den man nie wiedersieht, ist dagegen vielleicht nicht so lohnend und letztendlich belastender oder fordernder“, so Grandey.
ZOU