Sind MERS-Infektionen künftig auch hierzulande zu befürchten?
RKI: Alle bisherigen Fälle waren direkt oder über einen anderen Patienten mit der arabischen Halbinsel oder benachbarten Ländern assoziiert. Es gibt immer mehr wissenschaftliche Hinweise, dass Dromedare die Quelle für die menschlichen Infektionen bilden. Außerdem kann man sich aber auch bei engem Kontakt an einem MERS- Erkrankten anstecken. Eine fortgesetzte Mensch-zu-Mensch-Übertragung wird bisher jedoch nicht beobachtet. In Deutschland gab es zwei importierte Erkrankungsfälle. Einer der beiden Patienten verstarb. Die Untersuchung von Kontaktpersonen hat in beiden Fällen keinen Hinweis auf Ansteckung gegeben. Importierte Krankheitsfälle sind zwar möglich, es besteht in Deutschland jedoch kein erhöhtes Risiko für Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung.
Was sollten Reisende beachten, die in Länder reisen, in denen MERS auftritt?
RKI: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat dafür bislang keine Reiseeinschränkungen empfohlen. Personen mit einer Grunderkrankung wie zum Beispiel Diabetes sollten sich vor einer Reise ärztlich beraten lassen. Das Auswärtige Amt informiert generell auf seinen Internetseiten über medizinische Risiken im Ausland und bietet auch Hinweise zu MERS an. Aufgrund der Befunde bei Dromedaren weist die WHO darauf hin, dass Reisende den Kontakt zu diesen Tieren meiden, keine Farmen besuchen und keine rohen oder unvollständig erhitzten Kamelprodukte zu sich nehmen sollten. Zudem sollten die üblichen Regeln der Alltagshygiene beachtet und Abstand zu Menschen mit Atemwegsinfektionen gehalten werden.
Wie versucht man MERS einzudämmen?
RKI: Die WHO empfiehlt ein ganzes Maßnahmenpaket. Die betroffenen Länder auf der arabischen Halbinsel haben die Überwachung der Infektionskrankheit intensiviert und auch die Krankenhaushygiene verbessert. Zurzeit wird in Saudi-Arabien intensiv erforscht, wie genau das Virus auf den Menschen übertragen wird. In Deutschland stellt das Robert Koch-Institut Informationen für die Fachöffentlichkeit auf seinen Internetseiten zur Verfügung. Bürger können sich auch über das Internet bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung über MERS-Coronaviren und auch über zahlreiche andere Infektionskrankheiten informieren. Diese Informationen sind in verschiedenen Sprachen verfügbar.
IW